Von Herbert Fromme und Anja Krüger, Köln Wirtschaftsprüfer, Vermögensverwalter und Notare müssen mit weiter steigenden Versicherungsprämien für die Berufshaftpflicht rechnen. „Die Börsenkrise, Bilanzskandale und eine veränderte Rechtsprechung haben schon zu drastisch gestiegenen Versicherungsprämien geführt“, sagte Heiner Eickhoff, Geschäftsführer beim Spezialmakler von Lauff und Bolz, der FTD. „Bei Notaren beträgt die Erhöhung, die in den letzten zwei Jahren durchgesetzt wurde, rund 80 Prozent“, erläuterte Eickhoffs Geschäftsführer-Kollege Hans-Jürgen Rütter. „Wirtschaftsprüfer müssen knapp 200 Prozent mehr zahlen.“
Gegen Notare werden zunehmend Ansprüche wegen Formfehlern in der Beurkundung geltend gemacht. „Vor allem in den neuen Ländern kam es zu großen Problemen“, sagte Eickhoff. Dort hätten junge Notare Ende 1996 – als Sonderabschreibungsmöglichkeiten ausliefen – „serienweise Grundstücksgeschäfte beurkundet“. Heute versuchten enttäuschte Anleger, die Notare haftbar zu machen. Dazu komme eine veränderte Rechtsprechung zur Notarhaftung, sagte Eickhoff. Ein Notar muss heute knapp 5000 Euro für seine Pflichtversicherung in Höhe von 500 000 Euro zahlen. Dazu kommt eine weitere Deckung von 500 000 Euro über die Notarkammern, die 400 Euro kostet. Wer sich noch höher abdecken will, zahlt heute 700 Euro bis 1000 Euro pro 1 Mio. Euro.
Die Wirtschaftsprüfer haften für Fehler aus ihrer eigentlichen Prüftätigkeit nur mit höchstens 1 Mio. Euro, bei börsennotierten Gesellschaften mit 4 Mio. Euro. „Das Problem kommt aus der Beratertätigkeit, vor allem der Steuerberatung, -gestaltung und -optimierung“, sagte Rütter. Hier sei die Haftung nicht begrenzt. Die Versicherungsstelle Wiesbaden, ein Spezialpool aus Allianz, Axa, R+V und Victoria mit 70 Prozent Marktanteil, habe den Tarif für Wirtschaftsprüfer zum 1. Januar 2004 um 175 Prozent angehoben. „Das gilt auch für Wirtschaftsprüfer, die keinen Schaden hatten. Wir haben Kunden, die bisher 20 000 Euro gezahlt haben und plötzlich mehr als 50 000 Euro hinlegen sollen“, sagte Eickhoff.
Quelle: Financial Times Deutschland
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