Gesunkener Kreuzfahrer führt zu Liquiditätsproblemen · Management hofft auf Weiterführung der Gesellschaft

Von Nina Zipplies und Herbert Fromme, Köln Die Bremerhavener Lloyd Werft hat Insolvenz beantragt. Grund sei allein ein Liquiditätsengpass und nicht der Mangel an Aufträgen, sagte Werft-Manager und Anteilseigner Werner Lüken der FTD. „Unsere Kapazitäten sind gut ausgelastet.“

Das fast fertige Kreuzfahrtschiff „Pride of America“ war Mitte Januar aus bisher ungeklärter Ursache gesunken und liegt seitdem mit Schlagseite im Hafenbecken. Deshalb verweigert die US-Reederei Norwegian Cruise Line (NCL), eine Tochterfirma der Genting Berhad Holding aus Malaysia, eine Abschlagszahlung. Es soll sich um 37,5 Mio.Euro handeln. Die Reederei fürchtet offenbar eine Verzögerung der für April vorgesehenen Ablieferung. Bisher ist es nicht gelungen, das Schiff zu heben. Der holländische Bergungsspezialist Smit soll damit kommende Woche beginnen.

Die Werft gehört dem Management. Die drei Geschäftsführer Rüdiger Pallentin, Hans-Jürgen Schmaus und Werner Lüken kauften 2003 in einem Management-Buyout 70 Prozent der Anteile von der britischen Investmentgesellschaft Bridgepoint Capital. Die übrigen 30 Prozent hielten Lüken und der frühere Manager Dieter Haake schon vorher. Die Lloyd Werft ist wie viele Schiffbauunternehmen knapp kapitalisiert und kann den Ausfall der Rate ihres Kunden nicht auffangen.

Der Schaden aus dem Unfall der „Pride of America“ könnte mehr als 100 Mio. $ betragen, schätzen Versicherer. „Aber es ist noch viel zu früh, um eine genaue Schätzung abzugeben“, so ein Insider. Dazu muss das Schiff erst gehoben sein. Unter Wasser liegt unter anderem der teure dieselelektrische Antrieb des Schiffs. Derzeit beraten Geschäftsführung, Banken, Versicherer und der Bremer Senat über einen Weg aus der Krise. Die Versicherer sind bereit, Vorauszahlungen zu leisten. „Auch die Banken sind kooperationsbereit“, so ein Versicherer. Nur das Verhalten des Eigners sei schwer verständlich.

„Der Insolvenzantrag verschafft der Werft Zeit, um das Problem mit der ,Pride of America‘ zu isolieren und sich um die bestehenden Aufträge und die Akquirierung neuer Aufträge zu kümmern“, sagte Stefan Luft, Sprecher der Wirtschaftsbehörde des Landes Bremen. „Der Senat hat großes Interesse daran, dass die Werft und somit die Arbeitsplätze bestehen bleiben.“ Bremens Wirtschaftssenator Hartmut Perschau schloss Landesbürgschaften nicht aus.

Werft-Manager Werner Lüken ist zuversichtlich, dass der Betrieb weitergehen wird und die 525 Arbeitsplätze nicht in Gefahr sind. Ein Zusammenbruch der Werft würde auch Zulieferbetriebe empfindlich treffen. Die Lloyd Werft gilt als Spezialist für Reparaturen sowie Schiffsumbauten und Verlängerungen. Seit einigen Jahren stehen auch Neubauten von Kreuzfahrtschiffen auf dem Programm.

Als Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Wolfgang van Betteray bestellt, der bereits 1996 beim Zusammenbruch der Werftengruppe Bremer Vulkan Vergleichsverwalter der Vulkan-Tochter Lloyd Werft war. Van Betteray wurde auch durch seine Rolle als Geschäftsführer der insolventen Kirch Media bekannt.

Ein neues Lieferdatum für die „Pride of America“ gibt es noch nicht. Dennoch ist Lüken optimistisch, dass das Schiff auf der Werft zu Ende gebaut wird. Verhandlungen über die Fertigstellung eines zweiten Schiffs für NCL stehen noch aus. Vorher müssten jedoch die bestehenden Differenzen über den jetzt zur Lieferung anstehenden Neubau ausgeräumt werden.

Zitat:

„Unsere Kapazitäten sind gut ausgelastet“ – Werner Lüken, Chef der Lloyd Werft

Bild(er):

Die fast fertige Pride of America sank in der Nacht zum 14. Januar am Kai der Bremerhavener Lloyd Werft – ddp/David Hecker

Quelle: Financial Times Deutschland

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