Präsident Sanio fordert deutsche Regeln für unregulierte Branche
Von Herbert Fromme, Berlin Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüft, in welchem Umfang deutsche Rückversicherer Kreditrisiken von Banken übernommen haben. Das sagte BaFin-Präsident Jochen Sanio auf einer Fachkonferenz in Berlin. „Die Rückversicherungslandschaft hat sich insgesamt stark gewandelt, hierzulande und international“, sagte Sanio. „Banken transferieren heutzutage Kreditrisiken in Milliardenhöhe. Unter den Käufern sind offenbar auch Rückversicherungsunternehmen.“
Diese Übernahme sei nichts Schlechtes, sagte Sanio weiter. „Aber Transparenz ist nötig. Man muss schon wissen, wo die Risiken sind.“ In der Versicherungswirtschaft wird seit Monaten darüber spekuliert, dass einige Rückversicherer unter dem Label Financial Reinsurance Kreditderivate und Sicherungen gegen Kreditausfälle übernommen haben. Dabei seien sie Risiken eingegangen, die sie nicht vollständig beherrscht hätten. Sanio sagte, er könne das nicht bestätigen. „Uns geht es einfach nur darum, Transparenz zu gewinnen.“
Sanio plädierte erneut für einen deutschen Alleingang bei der Einführung von Aufsichtsregeln für die Rückversicherungsbranche, die bisher weitgehend außerhalb der Zuständigkeit der BaFin operiert. Da die entsprechende EU-Richtlinie sich verzögere, müsse Deutschland vorab schon ein Gesetz einführen.
Zum Ausbau der Aufsicht gehöre auch die Kontrolle der Anteilseigner von Rückversicherern. „Es ist nicht hinnehmbar, dass eine GmbH mit minimalem Stammkapital einen der größten Rückversicherer der Welt kaufen darf“, sagte er unter Anspielung auf die angeschlagene Globale Rück – früher Gerling Globale Rück -, die der Gerling-Konzern an kleine Gesellschaften des Managers Achim Kann abgeben will, um sie aus der Bilanz zu bekommen.
Neue Aufsichtsregeln für die Rückversicherer hätten den „angenehmen Nebeneffekt“, dass der Rückversicherungsstandort Deutschland gestärkt würde. „Der wird nämlich zurzeit im Ausland kritisch beäugt“, sagte Sanio.
Quelle: Financial Times Deutschland
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