Versicherer AMB Generali macht wieder Gewinn

Deutsche Tochter des italienischen Konzerns überwindet Börsenkrise · Steueränderung bringt fast 1 Mrd. EuroEuro · Schadengeschäft deutlich besser

Von Herbert Fromme, Bergisch-Gladbach Der Versicherungskonzern AMB Generali hat die Börsenkrise überwunden und 2003 wieder einen kleinen Gewinn produziert. Unter dem Strich verdiente die Tochter der italienischen Generali-Gruppe 7 Mio. Euro. Im Vorjahr verbuchte AMB Generali noch einen Verlust von 235 Mio. Euro. Für 2004 kündigte Konzernchef Walter Thießen einen Gewinn von mehr als 200 Mio. Euro an.

Insgesamt kostete der Verfall der Aktienmärkte den Aachener Konzern in den Geschäftsjahren 2002 und 2003 rund 3 Mrd. Euro. „Wir haben die Börsenkrise aus eigener Kraft bewältigt und brauchten keine Kapitalerhöhung“, sagte Thießen.

Die Börsenkrise sei bilanziell abgearbeitet. Der Konzern habe nach internationaler Rechnungslegung IAS keine „stillen Lasten“ mehr. Allerdings stehen bei den operativen Töchtern, die nach dem deutschen Handelsgesetzbuch bilanzieren, noch aufgeschobene Abschreibungen (stille Lasten) von 350 Mio. Euro in den Büchern, sagte Finanzvorstand Dietmar Meister.

Äußerst hilfreich für AMB war das vom Bundestag nach intensiver Lobbyarbeit der Assekuranz am 19. Dezember beschlossene Sonderwahlrecht für Lebens- und Krankenversicherer. Seit Januar 2004 ist der Zustand ohnehin beseitigt, dass diese Unternehmen auf Aktienverluste Steuern zahlen mussten, während ihre Gewinne aus diesen Papieren steuerfrei blieben. Für 2001 bis 2003 können sie wählen, ob sie nach altem oder neuem Steuerrecht vorgehen.

AMB Generali entschied sich für die neu eingeführte Regel. „Das hat unsere effektive Steuerlast um fast 1 Mrd. Euro reduziert“, sagte Meister.

Besonders stolz ist Thießen auf die sprunghafte Verbesserung der Ergebnisse im Schaden- und Unfallgeschäft. Der Konzern senkte seine Schaden-Kosten-Quote von 110,2 Prozent der Beitragseinnahmen, die 2002 zu einem tiefroten operativen Ergebnis geführt hatten, auf 99,5 Prozent im Jahr 2003. Damit steht AMB Generali aber immer noch deutlich schlechter da als die großen Wettbewerber.

Thießen will deshalb das „Fitness-Programm“ für den Konzern fortsetzen. Das Industrie- und Großgewerbegeschäft wurde bereits eingestellt, die Autoversicherung sei „tief und hart saniert“ worden. So trennte sich die AMB Generali vom Volkswagen-Versicherungsdienst, wie Thießen sagte. Das und die Aufgabe des Industriegeschäfts kostete 225 Mio. Euro an Einnahmen.

Auch die Kosten will der AMB-Chef weiter senken. Die Zahl der Innendienststellen soll bis Ende 2005 um 1250 sinken, 600 Mitarbeiter sind bereits gegangen. Die Fusion der Generali-Gruppe mit der Thuringia wirke sich mit Einsparungen von rund 90 Mio. Euro pro Jahr ab 2006 aus, schon 2004 mit 68 Mio. Euro. Seit Februar wurde auch der Namenszusatz Thuringia gestrichen, diese Tochter heißt jetzt nur noch Generali.

Wachstumsmotor seien die Bereiche Leben und Kranken. Bei den Lebensversicherern Aachen Münchener Leben, Cosmos Direkt, Volksfürsorge und Generali Leben stiegen die Prämien um 2,8 Prozent auf 7,1 Mrd. Euro, bei der Krankenversicherung Central um 9,8 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro. „Das meiste davon stammt aus Beitragsanpassungen“, sagte Vorstand Hans-Hermann Kasten.

Die Gruppe profitiert von der vertriebsstarken Deutschen Vermögensberatung (DVAG) unter ihrem Chef Reinfried Pohl. Sie erwirtschaftete 33,5 Prozent des Lebens-Neugeschäfts der Gruppe, bei der AM Leben waren es sogar 76 Prozent. Dennoch sieht Thießen nicht die Gefahr einer zu großen Abhängigkeit. Pohl sei eine „überragende Unternehmerpersönlichkeit“, erwies er dem 75-jährigen seine Reverenz. Auch wenn Pohl in den Ruhestand gehe, bleibe die DVAG ein stabiler Partner.

Zitat:

„Wir brauchten keine Kapitalerhöhung“ – Konzernchef Walter Thießen

Bild(er):

Der Konzernchef der AMB Generali Walter Thießen ist wieder zuversichtlicher – Hake/Bjoern Hake

Quelle: Financial Times Deutschland

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