Vorstand Reiner Hagemann sieht keinen Spielraum für Preiserhöhungen · Versicherer erwartet 2004 Gewinnrückgang
Von Herbert Fromme, München Die Allianz kämpft auch mit dem Preis gegen den Marktanteilsverlust bei Autoversicherungen. Das Geschäft ist mit 39 Prozent die Hauptsparte der Schaden- und Unfallversicherung des Konzerns. „Wir wollen unseren Marktanteil verteidigen“, sagte Reiner Hagemann, Chef der Sachgruppe Deutschland. Er nahm das Wort Preissenkung nicht in den Mund, sagte aber: „Wenn der Trend so läuft, wird es eine breite Erhöhungsrunde nicht geben.“
Die Sachgruppe umfasst die Allianz Versicherung, die Bayerische Versicherungsbank, die Frankfurter Versicherung und die Vereinte Spezial. Die Gesellschaften hatten Ende 2003 zusammen 8,80 Mio. Fahrzeuge versichert. Ein Jahr davor waren es noch 8,97 Mio. Damit ist sie zwar weiter Marktführer, aber der Vorsprung vor der Nächstplatzierten HUK Coburg wird kleiner. Der Konkurrent hat 6,84 Mio. Fahrzeuge versichert.
In den vergangenen beiden Jahren hatten die Autoversicherer die Preise kräftig erhöht und damit die lange Phase operativer Verluste endlich verlassen. Hagemanns Äußerungen deuten aber darauf hin, dass die Hochpreispolitik sich schon wieder dem Ende nähert.
Insgesamt nahm die Sachgruppe 10,1 Mrd. Euro ein, ein Wachstum von 3,4 Prozent. Sowohl beim Schadenaufwand wie bei den Kosten war 2003 ein sehr gutes Jahr: Für Schäden wandte die Allianz nur 65,7 Prozent der Beiträge auf, im Vorjahr waren es unter anderem wegen der Flut 78,8 Prozent. Die Betriebskosten sanken von 28,5 Prozent auf 26,4 Prozent. Rund 1100 Stellen fielen weg, 2004 sollen es noch einmal 500 werden.
Trotz der operativen Erfolge war das Ergebnis vor Steuern mit 625 Mio. Euro deutlich niedriger als die 2,75 Mrd. Euro des Vorjahres. Allerdings war der hohe Milliardengewinn das Ergebnis einmaliger Sondereffekte durch Beteiligungsverkäufe. Hagemann kündigte unterdurchschnittliches Wachstum für 2004 an – die Branche erwartet 2 Prozent, die Allianz wird das nicht erreichen. Auch der Gewinn könnte „etwas niedriger ausfallen als 2003“, sagte Hagemann.
Mittelfristig will die Gruppe mit neuartigen Produkten ihre Marktstellung ausbauen. Vorstandsmitglied Karl-Walter Gutberlet kündigte einen neuen Haus- und Wohnungsschutzbrief an, der unter anderem den Schlüsseldienst, das Freimachen von Abwasserrohren oder die Versorgung von Kindern im Notfall umfasst. Eine spezielle Unfallversicherung für Ältere deckt auch Pflege Zuhause, Hilfe bei der Beantragung gesetzlicher Pflegeleistungen, Begleitung zu Ärzten sowie Hilfe für pflegebedürftige Angehörige ab.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo