Allianz Kranken verliert an Boden in der Vollversicherung

Neugeschäft des Versicherers verläuft verhalten

Von Ilse Schlingensiepen, München Nachdem 2003 das erfolgreichste Geschäftsjahr ihrer Firmengeschichte war, ist die Allianz Private Krankenversicherung (APKV) für 2004 nur gedämpft optimistisch. Sie erwartet einen Anstieg um ein bis zwei Prozent bei den Prämieneinnahmen, das Neugeschäft verläuft bisher nur verhalten. Der Jahresüberschuss wird nach Angaben von Vorstandschef Ulrich Rumm auf dem Niveau des vergangenen Jahres liegen. 2003 hatte die APKV einen Gewinn von 50 Mio. Euro erzielt, nach 40 Mio. Euro im Vorjahr.

Die APKV, die frühere Vereinte, ist der drittgrößte private Krankenversicherer in Deutschland. Lange Zeit litt das Unternehmen unter einer überdurchschnittlichen Schadenquote, gab also im Verhältnis zu den Prämieneinnahmen mehr aus als viele Konkurrenten.

Dieses Problem hat die APKV jetzt offensichtlich im Griff. Die Schadenquote lag im vergangenen Jahr bei 78,1 Prozent, nach 82,4 Prozent. „Damit liegen wir besser als der Markt“, sagte Rumm. Nach Berechnungen der APKV beträgt der Marktschnitt rund 80,5 Prozent. Die Schadenzahlungen stiegen um moderate 2,2 Prozent auf 2,0 Mrd. Euro. Hier erntet das Unternehmen die Früchte seiner Investitionen in das Leistungs- und Gesundheitsmanagement, etwa die Prüfung von Rechnungen. Allein die Korrektur unberechtigter Ansprüche brachte 2003 insgesamt 130 Mio. Euro. 2004 werde die Schadenquote bei 80 bis 82 Prozent liegen, sagte Rumm. „Damit kann ich gut leben.“

Die Beitragseinnahmen der APKV stiegen um 3,3 Prozent auf 3,0 Mrd. Euro. Ende des Jahres hatte sie 2,3 Millionen Versicherte in ihrem Bestand, das war ein Plus von 2,9 Prozent. Der Zuwachs stammte ausschließlich aus den Zusatzversicherungen. Das sind Policen für Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die sich eine zusätzliche private Deckung kaufen, beispielsweise Chefarztbehandlung im Krankenhaus. Dagegen musste die Allianz im Kerngeschäft, der Vollversicherung, einen Rückgang um 1,2 Prozent auf 786 392 Versicherte hinnehmen, während der Gesamtmarkt um 2,4 Prozent zulegte.

„Das macht uns keine Sorgen“, betonte Rumm. Das abnehmende Vertrauen in die GKV biete gute Chancen in der Zusatzversicherung. „Wir haben die Vertriebsstrategie an die aktuellen gesundheitspolitischen Gegebenheiten angepasst“, sagte er. Die neuen Kooperationsmöglichkeiten zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherern bei den Zusatzversicherungen, von denen sich Konkurrenten wie die DKV gute Absatzchancen erhoffen, sieht Rumm skeptisch. Die APKV will zunächst nur mit einigen Betriebskrankenkassen zusammenarbeiten und die Entwicklung beobachten.

Zitat:

„Mit unserer Schadenquote liegen wir besser als der Markt“ – Ulrich Rumm

Quelle: Financial Times Deutschland

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