Unternehmen will Einbußen beim Absatz von Kapitallebensversicherungen durch Verkauf von Rentenverträgen kompensieren · Aktie bricht ein
Von Herbert Fromme, Frankfurt Der Finanzvertrieb MLP erwartet keine negativen Auswirkungen für sein Geschäft, wenn der Bundestag heute wie erwartet den Wegfall des Steuerprivilegs für die Kapitallebensversicherungen beschließt.
„Rentenversicherungen werden weiter steuerlich gefördert“, sagte Vorstand Gerhard Frieg. Zur Zeit sind rund 15 bis 20 Prozent der von MLP verkauften Lebenspolicen Rentenverträge, die übrigen Kapitallebensversicherungen. „Wir würden den Verkauf der Rentenprodukte dann intensivieren“, sagte er optimistisch. Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg glaubt, die Kunden hätten die Bedeutung der Altersvorsorge erkannt. „Deshalb sehen wir der weiteren Entwicklung gelassen entgegen“, sagte er auf der Bilanzpressekonferenz. Auch der Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge soll helfen: MLP arbeitet jetzt mit den Pensionskassen von Axa, Alter Leipziger und Gerling zusammen und bietet ihre Altersversorgung für mittlere und kleine Unternehmen gebündelt an.
Die Börse teilt die Zuversicht der MLP-Führung nicht. Die MDax-Aktie verlor 11,9Prozent auf 12,30 Euro. Analysten kritisierten, dass der neue Finanzchef Nils Frowein in der Analystenkonferenz nicht alle Fragen zufrieden stellend beantworten konnte.
MLP und seine 2700 Vertreter leben vor allem vom Verkauf von Lebensversicherungen. 2003 betrugen die Provisionseinnahmen aus solchen Verträgen 218 Mio. Euro, eine Steigerung um satte 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Da die vermittelte Beitragssumme in der Lebensversicherung nur um 17 Prozent stieg, liegt der Schluss nahe, dass MLP entweder deutlich mehr höher provisionierte Policen verkaufte oder saftige Vorauszahlungen von den Versicherern erhielt. „Es gab aber definitiv keine Regalgelder“, sagte ein MLP-Sprecher. So nennt die Branche Vorab-Zahlungen von Versicherern im Gegenzug dafür, dass ein Vertrieb sie überhaupt in sein Angebot aufnimmt.
Die Provisionseinnahmen aus der Vermittlung von privaten Krankenversicherungen ging dagegen deutlich von 74 Mio. Euro auf 56 Mio. Euro zurück. Insgesamt verbuchte die Gruppe Provisionen von 317 Mio. Euro, verglichen mit 248 Mio. Euro, dazu gehören auch Einnahmen aus der Vermittlung von Sachversicherungen, Finanzierungen und Geldanlagen.
Der Konzern erreichte wieder die Gewinnzone und wies nach Steuern ein Plus von 39,3 Mio. Euro aus. Zum ersten Mal wurde die Bilanz nach den internationalen Standards IFRS aufgestellt. Im Vorjahr hatte das Unternehmen nach deutscher Rechnungslegung einen Nachsteuerverlust von 48 Mio. Euro gezeigt.
Schroeder-Wildberg sieht die Gruppe nach zwei turbulenten Jahren auf „gutem Weg“ zur Normalisierung. Die Fluktuation der Vertreter sei zwar immer noch hoch, 2003 lag sie deutlich über 20 Prozent. Die Zahl frischer Kündigungen im ersten Quartal liege aber um 40 Prozent unter der des Vorjahres, sagte Schroeder-Wildberg. Er sieht das Unternehmen auf dem Weg zurück zu „normalen“ Werten von 13 bis 15 Prozent Fluktuation im Vertreterstamm.
Im ersten Quartal legte das Unternehmen im vermittelten Lebensversicherungsgeschäft um 30 Prozent zu. Der Zuwachs stammt vor allem aus der intensiven Bearbeitung des vorhandenen Kundenstamms. Die Zahl der Neukunden lag dagegen mit 9500 deutlich unter den 13 000 des ersten Quartals im Vorjahr. Die Zahl der Vertreter ging um 10 Prozent auf 2700 zurück.
Quelle: Financial Times Deutschland
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