Der starke Mann und der Kalif

kopf des tages / Fritz Behrens, Innenminister von Nordrhein-Westfalen Der studierte Jurist Fritz Behrens gehört zu den starken Männern in der Düsseldorfer Regierung. Die Flucht des Islamisten Metin Kaplan setzt ihn unter Druck.

Fritz Behrens gilt als besonnener Mann – im Kampf gegen Extremisten präsentiert sich der nordrhein-westfälische Innenminister allerdings forsch als starke Hand der Sozialdemokratie: „Wir gehen mit Macht gegen Islamisten vor“, verspricht er.

Im Fall des Islamistenführers Metin Kaplan wollte der 55-Jährige seinen konsequenten Kurs unter Beweis stellen. Doch ausgerechnet der Erfolg vor dem Oberverwaltungsgericht Münster gegen Kaplan bringt den Innenminister nun in Bedrängnis. Das Gericht hat den Weg für die Ausweisung des „Kalifen von Köln“ freigemacht, und der Geistliche sollte in Abschiebehaft genommen werden – doch die Polizei traf ihn nicht in seiner Wohnung in Köln an, die nur wenige Hundert Meter von der Kölner Zentrale des Bundesamts für Verfassungsschutz liegt. Der Islamist ist untergetaucht.

Jetzt steht Behrens gewaltig unter Druck, weil die Sicherheitsbehörden Kaplans Flucht nicht verhinderten. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass Behrens seinen Laden nicht im Griff hat“, kritisierte der innenpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Horst Engel. Die CDU nennt die Flucht des Islamisten eine schwere Blamage für den Minister. Jurist Behrens reagierte gelassen: „Es bringt nichts, als Erstes die Schuldfrage zu stellen. Davon kriegen wir Kaplan nicht.“ Da hat er Recht, was ihm aber genauso wenig nutzt wie seine starke Position in der Landesregierung.

Behrens ist ein klassischer Karriere-Sozialdemokrat. Seit einem Vierteljahrhundert ist er im Machtzentrum des roten Nordrhein-Westfalen zu Hause. Als Student trat er 1972 der SPD bei. Nach dem Staatsexamen begann der Leutnant der Reserve 1977 als Hilfsreferent in der Düsseldorfer Staatskanzlei, 15 Monate später war er schon persönlicher Referent des damaligen Staatskanzlei-Chefs Herbert Schnoor. Mit ihm wechselte er ins Innenministerium. Danach leitete Behrens das Büro des damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau und wurde 1986 Präsident des Regierungsbezirks Düsseldorf. 1995 holte Rau den Bartträger als Justizminister ins erste rot-grüne Landeskabinett.

Für Wirbel sorgte die von Raus Nachfolger Wolfgang Clement initiierte Zusammenlegung von Justiz- und Innenministerium mit Behrens an der Spitze. Die CDU klagte erfolgreich gegen die Fusion, Behrens begnügte sich mit dem Innenressort. Als Minister machte Behrens mit seinem Vorstoß für ein dauerhaftes Bleiberecht sozialversicherungspflichtig beschäftigter Bürgerkriegsflüchtlinge auf sich aufmerksam.

Zu seinen aktuellen Projekten gehört die Einrichtung eines obligatorischen Korruptionsregisters, an das Kommunen Bestechungsfälle melden müssen. Eine seiner größten Baustellen ist der Kampf gegen Atommülltransporte aus Sachsen nach Nordrhein-Westfalen. Behrens will die umstrittenen Transporte mit Hilfe der Gerichte verhindern.

Anja Krüger

Zitat:

„Wir gehen mit Macht gegen Islamisten vor“ – Fritz Behrens

Quelle: Financial Times Deutschland

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