Zweitmarkt Lebensversicherung
In Deutschland boomt der Markt für „gebrauchte“ amerikanische Kapitallebensversicherungen als Investmentprodukt. Das Konzept entstand in den 80er Jahren in den USA. Damals kauften Gesellschaften die Policen von Versicherten, die an Aids erkrankt waren. Investmentgesellschaften erwerben heute nicht nur Policen von schwer Erkrankten, sondern auch von Senioren. Die Beiträge für die Verträge werden über einen Fonds finanziert. Dabei gilt: Je früher der Versicherte stirbt, desto höher ist die Rendite für den Fonds.
In Deutschland führten Emissionshäuser diese Anlageform im Jahr 2002 ein. Das Geschäft expandiert. Acht Investmentgesellschaften haben sogar einen eigenen Verband gegründet, den Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL). Die Gründungsunternehmen managen nach eigenen Angaben zusammen für etwa 40 000 Investoren mehr als 1 Mrd. $. Gründungsmitglied Life Bond Management zum Beispiel hat gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft BVT vier Fonds mit zusammen rund 400 amerikanischen Lebensversicherungen aufgelegt und dafür knapp 400 Mio. $ bei Investoren eingesammelt.
Neben den Gründungsmitgliedern des BVZL gibt es in Deutschland weitere sieben Investmentgesellschaften für gebrauchte Lebensversicherungen.
In der Branche für Unruhe gesorgt haben Überlegungen im Bundesfinanzministerium, Fondsgesellschaften, die in amerikanische Lebensversicherungspolicen investieren, als gewerblich einzustufen. Gegen solche Pläne wehren sich die Unternehmen erheblich, denn das hätte zur Folge, dass die Ausschüttungen der Fonds steuerpflichtig wären. Die Gesellschaften definieren sich als reine Vermögensverwaltungen und gehen deshalb davon aus, dass sie Erträge an die Investoren steuerfrei weitergeben können. Wie die deutschen Finanzbehörden in Zukunft entscheiden werden, ist offen.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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