Erträge aus Fonds mit deutschen Policen sind voll steuerpflichtig. Mit US-Investments versuchen Emissionshäuser, Abgaben zu umgehen
Gebrauchte Lebensversicherungen aus den USA als Investmentprodukt sind populär, aber umstritten. Sie spekulieren auf den schnellen Tod der Versicherten und wollen Steuerzahlungen für Anleger umgehen. Das ist bei den Investmenthäusern, die Fonds mit gebrauchten deutschen Kapitallebensversicherungen anbieten, anders.
Der Zweitmarkt für Lebensversicherungen entstand in den USA in den 80er Jahren. An Aids erkrankte Kunden verkauften ihre Policen an Gesellschaften, die die Beiträge weiterzahlten und im Todesfall die Versicherungssumme erhielten.
Mittlerweile ist daraus eine Branche entstanden, die in großem Stil Lebensversicherungen erwirbt und als Investmentprodukt anbietet. In Deutschland verkaufen 16 Investmenthäuser Anteile an Fonds mit amerikanischen Lebensversicherungen. Die Gesellschaften kämpfen mit den deutschen Behörden um die Anerkennung als Vermögensverwaltung – was Steuervorteile brächte.
Für das Bundesfinanzministerium ist die Sache allerdings klar. Die obersten Finanzbehörden haben die Frage anhand eines Fonds erörtert, der mit gebrauchten US-Risikolebensversicherungen handelt, berichtete eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums. „Die Tätigkeit des Fonds ist nicht mit einem vermögensverwaltendem Wertpapierhandel vergleichbar.“ Anleger, die sich an einem solchen Fonds beteiligen, erzielen nach Auffassung der Finanzbehörden mit den Ausschüttungen Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb – die voll versteuert werden müssen.
Fonds-Anbieter Dr. Peters behauptet, mit einer neuartigen steuerlichen Konzeption eine Lösung für das Problem gefunden zu haben. Details will Geschäftsführer Jürgen Salamon noch nicht nennen. Die Umsetzung scheint aber schwieriger als geplant: Vertriebsstart für den Fonds Life Value II sollte eigentlich schon im Mai sein. Anbieter wie die in Luxemburg ansässige Gesellschaft Partner in Life und die Hamburger Emissionshäuser König & Cie und MPC Capital haben Investmentfonds mit deutschen Kapitallebensversicherungen aufgelegt. „Wir haben uns dagegen entschieden, uns als Vermögensverwaltung zu definiere“, sagte Jens Langmann, Geschäftsführer von MPC Life plus. „Es gibt keinen Grund, auch noch das letzte Quentchen Rendite herausholen zu wollen.“ Die Kunden akzeptierten das. „Für sie ist die Sicherheit entscheidend.“ Auch der Hamburger Wettbewerber König & Cie versteht sein Investment als Gewerbe und versucht gar nicht erst, Steuern für den Fonds und die Anleger zu umgehen.
MPC hat seit 2002 fünf Fonds mit insgesamt etwa 4000 deutschen Kapitallebensversicherungen aufgelegt. Ein sechster mit weiteren 4000 Policen ist in Vorbereitung. Die Fonds haben eine Laufzeit von 14 Jahren. Die Ausschüttungen beginnen laut Langmann 2008.
Die meisten Verträge erwirbt MPC über Cash-Life. Das Münchener Unternehmen ist bereits seit 1999 im Markt und nimmt Kunden Policen zu einem Preis ab, der über dem Rückkaufswert liegt, den die Versicherer zahlen. Die Beiträge für die Policen zahlt MPC weiter.
Die deutsche Kapitallebensversicherung war bislang ausgesprochen populär, weil die Erträge steuerfrei sind und die Beiträge unter bestimmten Bedingungen beim Finanzamt geltend gemacht werden können. Dieses Privileg wird ab 2005 abgeschafft.
Für alte Verträge ist Voraussetzung für die Steuerfreiheit, dass im Todesfall des Versicherten mindestens 60 Prozent der garantierten Versicherungsleistung an den Begünstigten ausgezahlt werden. Stirbt der Versicherungsnehmer eines Vertrages, den MPC gekauft hat, erhalten die Hinterbliebenen diese Leistung abzüglich des Kaufpreises für die Police und der von MPC gezahlten Prämien minus neun Prozent Zinsen.
Einschließlich der Garantieverzinsung liegt die Verzinsung der Assekuranz im Durchschnitt für 2004 bei 4,4 Prozent, nach 4,8 Prozent 2003. Vor der Börsenflaute war die Verzinsung noch deutlich höher, manche Gesellschaften zahlten bis zu acht Prozent.
MPC operiert mit drei Renditeszenarien: Im schlechtesten Fall beträgt die Rendite der Anleger etwa ein Prozent, im besten acht Prozent. „Das gilt nach Steuern, wobei wir den Höchststeuersatz unterstellen“, sagte Langmann.
„Die Fonds laufen sehr, sehr erfolgreich“, berichtete er. Bislang hat MPC 156 Mio. Euro von Investoren eingesammelt, für den neuesten Fonds erwartet das Unternehmen weitere 126 Mio. Euro. Zielgruppe für die Fonds sind Anleger, die mindestens 10 000 Euro einzahlen können.
Viele Versicherer rechnen damit, dass mit der Abschaffung des Steuerprivilegs die deutsche Kapitallebensversicherung aussterben wird. Doch für die Fonds werden damit nicht die Totenglocken geläutet, ist Langmann überzeugt. „In Deutschland gibt es mehr als 90 Mio. Policen, etwa die Hälfte wird irgendwann gekündigt“, sagte er. Viele Verträge haben eine Laufzeit von Jahrzehnten, Potenzial ist also genug vorhanden.
Zitat:
„Die Lebensversicherungsfonds laufen sehr, sehr erfolgreich“ – Jens Langmann, MPC Life plus
Anja Krüger und Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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