Legale Maßnahmen päppeln Rohüberschuss für 2003 auf
Von Herbert Fromme, Köln Die Gerling-Konzern Lebensversicherung hat mit legalen „bilanzgestaltenden Maßnahmen“ ihren Rohüberschuss 2003 verdoppelt. Dafür gründete sie im Mai 2003 einen neuen Lebens-Rückversicherer. Das bestätigte Vorstandschef Norbert Heinen der FTD. „Wir haben für 2003 einen Rohüberschuss von 613 Mio. Euro ausgewiesen. Ohne die Bilanzgestaltung wären es nur 200 bis 300 Mio. Euro gewesen.“ Der Rohüberschuss eines Lebensversicherers wird zum größten Teil den Kunden gutgeschrieben, zum kleineren den Aktionären.
Die Maßnahmen seien nötig gewesen, weil der Lebensversicherer Anfang 2003 mit einem weiteren Rückgang der Aktienmärkte und negativen Steuertrends rechnete, sagte Heinen. „Wir haben mit einem Dax-Stand von 2000 für Ende 2003 kalkuliert sowie mit der für Lebensversicherer negativen Steuersituation.“ Die wurde erst im Dezember 2003 auf Druck der Assekuranz geändert.
In dieser Lage habe Gerling Leben Anfang 2003 handeln müssen. „Fast alle großen Lebensversicherer waren in einer ähnlichen Situation und haben sich bei Rückversicherern Bilanzhilfe beschafft.“ Gerling Leben habe die Angebote durchgerechnet und sich dann für die Gründung eines Rückversicherers entschieden.
Eigentlich wollte sich Gerling aus der Rückversicherung komplett zurückziehen. Die in Abwicklung befindliche Globale Rück wurde an den Manager Achim Kann verkauft, gehört aber juristisch noch zum Konzern. Der Lebens-Rückversicherer Revios gehört zur Globalen Rück und ist treuhänderisch bei dem mittelgroßen Versicherer VHV geparkt.
Die neue Gerling Friedrich Wilhelm Rückversicherungs-GmbH wurde im Frühjahr 2003 auf Basis eines bestehenden Firmenmantels gegründet. Geschäftsführer sind Heinen sowie Gerling-Vorstand Timothy Ward. Die GmbH wird gerade in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Von der neuen eigenen Tochter konnte die Gerling Leben künftige Gewinne vorfinanzieren lassen und so die Bilanz positiv beeinflussen. Die Kunden könnten sich zwar über die höheren Zuweisungen freuen, die ihnen zu Gute kommen, beurteilt die renommierte Fachzeitschrift „Versicherungswirtschaft“ den Vorgang. „Doch nimmt dieser Effekt nur Künftiges voraus“ – und auch nur dann, wenn das Kündigungsverhalten der Kunden und die Risikoentwicklung so eintreffen wie erwartet.
Quelle: Financial Times Deutschland
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