Unternehmensberater sehen in Debatte über Managergehälter Gefahr für Standort Deutschland
Von Jens Uehlecke und Guido Reinking, Hamburg, und Ilse Schlingensiepen, Köln Wirtschaftsexperten kritisieren die Forderung von Politikern und Gewerkschaften nach einem generellen Gehaltsverzicht von Topmanagern als Gefahr für den Standort Deutschland. „Macht man einen Gehaltsverzicht wie bei DaimlerChrysler für deutsche Vorstände zur Regel, riskiert man, dass die Besten sich Jobs in anderen Regionen oder ausländischen Unternehmen suchen“, sagte Jörg Krings, Partner bei der Managementberatung Booz Allen Hamilton, der FTD. „Deutschland würde im globalen Jobwettbewerb langfristig schlechter dastehen.“
Der DaimlerChrysler-Vorstand droht mit Produktionsverlagerung, sollte der Betriebsrat Einsparungen von 500 Mio. Euro blockieren. Für den Fall einer Einigung bietet er einen Gehaltsverzicht an. DaimlerChrysler ist kein Einzelfall: Opel-Betriebsratschef Klaus Franz will das Management – wie bisher – an Einsparungen des defizitären Autobauers beteiligen: „Der Zukunftsvertrag für Opel wird alle Beschäftigten betreffen, einschließlich des Managements“, sagte er der FTD, „da muss auch der Vorstand seinen Beitrag leisten.“
Politiker fordern nun einen generellen Gehaltsverzicht von Topmanagern. „Wenn sie anderen etwas abverlangen, sollten sie in der Lage sein, selbst Gleiches zu tun“, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement. CSU-Chef Edmund Stoiber hält das Angebot der DaimlerChrysler-Spitze „im Sinne einer sozialen Symmetrie für absolut notwendig“.
BDI-Chef Michael Rogowski räumte zwar ein, die Kürzung von Managergehältern könne „ein symbolischer Schritt sein“. Klagen über hohe Vorstandsbezüge kanzelte er jedoch als „primitive Volksverdummung“ ab. Die Managergehälter in Deutschland lägen im internationalen Vergleich in der unteren Hälfte, „die Löhne liegen dagegen im internationalen Vergleich in der oberen Hälfte“.
Ähnlich sehen das Personalberater. Der Gehaltsverzicht bei DaimlerChrysler habe die Debatte „entemotionalisiert“, sagte Kienbaum-Geschäftsführer Alexander von Preen. „Ich glaube aber nicht, dass sich das einbürgert. Wenn Firmen restrukturiert werden, braucht man attraktive Gehälter und Boni, um jemanden zu finden, der diese Aufgabe erfüllt.“
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Quelle: Financial Times Deutschland
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