Kölner profitieren gegen Branchentrend schon von Schlussverkaufsstimmung · Kein Preiskampf in der Autoversicherung
Von Ilse Schlingensiepen, Köln Bei der DEVK Versicherungsgruppe zieht das Neugeschäft mit Lebensversicherungen im Vergleich zum Vorjahr stark an. „In den letzten vier, fünf Wochen hatten wir eine Verdoppelung in der Kapitallebensversicherung, bei den Rentenversicherungen waren es 40 Prozent mehr“, sagte Wilhelm Hülsmann, Vize-Vorstandschef der Kölner Gruppe. Noch größere Zuwächse erwartet er im vierten Quartal.
Durch das Alterseinkünftegesetz entfallen ab 1. Januar 2005 viele Steuervorteile bei Lebensversicherungen. Deshalb rechnet die Branche mit einer ähnlichen „Schlussverkaufsstimmung“ wie 1999, als Bundesfinanzminister Hans Eichel die Besteuerung von Erträgen aus neuen Lebensversicherungen angedroht hatte. Anders als die DEVK spüren die meisten Versicherer bislang aber wenig von einem gestiegenen Interesse an Lebenspolicen, ihre Hoffnungen ruhen auf dem Jahresende.
Folge des Schlussverkaufs 2004 wird im nächsten Jahr zunächst ein Einbruch in den Verkaufszahlen sein, erwartet Hülsmann. Dieser Negativtrend werde aber nur kurze Zeit anhalten, sagte er. „Wir sind zuversichtlich, dass wir uns noch im Jahre 2005 wieder aus der Delle heraus in Richtung auf ein ,normales‘ Verkaufsergebnis bewegen werden“, sagte er. Schließlich bleibe die private Altersvorsorge einer der attraktivsten Wachstumsmärkte.
Hier will die DEVK eine Kombination aus bewährten und neuen Produkten anbieten. Zu den Neuerungen zählen Kapitallebensversicherungen mit jährlicher Ausschüttung der Gewinnanteile und die neue Rürup-Rente.
Schon 2003 haben sich die beiden Lebensversicherer der DEVK-Gruppe besser entwickelt als der Markt. Sie erzielten Beitragseinnahmen von 598 Mio. Euro. Das war ein Plus von 9,0 Prozent, verglichen mit branchenweit nur 5,1 Prozent. Die Zahl der neu verkauften Verträge stieg um 5,6 Prozent auf 99 000. Mit den Kapitalanlagen erzielte die DEVK Erträge von 306 Mio. Euro, 14,1 Prozent mehr als 2002. Sie baute die stillen Lasten in Höhe von 65 Mio. Euro vollständig ab und hatte am Jahresende 321 Mio. Euro an stillen Reserven.
Gut entwickelt hat sich bei der DEVK im ersten Halbjahr auch die Autoversicherung, in der sie nach eigenen Angaben die Nummer fünf im Markt ist. Das Neugeschäft sei bisher um zehn Prozent gewachsen und steige damit ähnlich stark wie im Vorjahr, sagte Vorstand Friedrich Gieseler. Er erwartet keinen Druck auf die Preise durch die starke Konkurrenz unter den Autoversicherern. „Ich sehe keinen Preiskampf, unser Außendienst hat davon auch noch nichts gespürt“, sagte Gieseler.
Die DEVK, die frühere Deutsche Eisenbahner-Versicherungskasse, legte 2003 in der Schaden-/Unfallversicherung deutlich zu. Die Bruttobeitragseinnahmen stiegen um 4,0 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro, mehr als das Marktwachstum von 3,1 Prozent. Den steigenden Einnahmen stand ein gesunkener Schadenaufwand gegenüber, berichtete Konzernchef Bernd Oppermann. Die Combined Ratio – das Verhältnis von Schäden und Kosten zu den Beitragseinnahmen – hat sich von 94,3 Prozent auf 88,8 Prozent verbessert. „Nachdem wir bereits in den zurückliegenden Jahren im Gegensatz zur Branche schwarze Zahlen, also stets eine Combined Ratio unter 100 Prozent, erreichen konnten, liegt auch der jetzige Wert deutlich besser als der Durchschnitt“, sagte Oppermann. 2004 werde die Schaden-/Unfallversicherung erneut überdurchschnittlich wachsen. Insgesamt rechnet Oppermann für den gesamten Konzern mit einem Plus von vier Prozent bei den Prämieneinnahmen.
Die DEVK ist einer der wenigen Versicherer, die zurzeit das aktive Rückversicherungsgeschäft ausweiten. Sie übernimmt nicht nur Rückversicherungsrisiken innerhalb des eigenen Konzerns, sondern auch für andere Erstversicherer. Wachsen wolle die DEVK in diesem Bereich stetig, aber nur in kleinem Umfang, sagte Vorstand Gieseler. „Wie nehmen jedes Jahr 2 Mio. bis 5 Mio. Euro zusätzliches Geschäft.“
Zitat:
„Wir haben eine Verdoppelung in der Kapitallebens-versicherung“ – DEVK-Vizechef Wilhelm Hülsmann
Bild(er):
Die Rheinseilbahn vor dem DEVK-Gebäude in Köln. Der frühere Eisenbahnversicherer sieht sich auf dem Weg nach oben – Jürgen Schwarz
Quelle: Financial Times Deutschland
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