Converium kämpft ums Überleben

Standard & Poor’s stuft Rückversicherer herab · US-Töchter werden aufgelöst · Kapitalerhöhung wackelt

Von Herbert Fromme, Monte Carlo Der angeschlagene Schweizer Rückversicherer Converium muss um seine Existenz fürchten. Am Freitagabend senkte die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) die Bewertung des Unternehmens von „A-“ um zwei Stufen auf „BBB“. Das ist eine für viele Erstversicherer kaum akzeptable Bewertung der Finanzstärke von Converium. Sie sind die Kunden der Rückversicherer, für die es mit schlechten Bonitätsbewertungen deutlich schwieriger wird, Neugeschäft zu bekommen.

Schon vor einer Woche hatte die US-Rating-Agentur AM Best Converium auf „B++“ gesetzt. Beide Herabstufungen treffen Converium ins Mark: Seit gestern läuft das jährliche Welt-Rückversicherungstreffen in Monte Carlo, bei dem die ersten Verhandlungen über die Verträge für 2005 geführt werden. Ein schlechtes Rating aber ist in der Versicherungsbranche ähnlich verheerend wie ein katastrophaler Autotest für einen Pkw-Hersteller: Diese Konzerne decken hohe und oft langfristige Risiken für Erstversicherer ab. Ein Rückversicherer, an dessen Finanzkraft eine Rating-Agentur Zweifel äußert, ist damit für seine Kunden nur begrenzt brauchbar.

S&P-Analyst Stephen Searby sagte gestern in Monte Carlo zur Begründung der Herabstufung, die Glaubwürdigkeit des Managements sei angeschlagen. „Wir fragen uns auch, wie sehr die Kunden bei Converium bleiben werden“, sagte Searby.

Als Reaktion auf die S&P-Entscheidung kündigte Converium am Samstag an, beide US-Töchter komplett aufzulösen. An die US-Töchter soll kein frisches Geld mehr fließen. Ursprünglich wollte Konzernchef Dirk Lohmann nur eine der beiden Gesellschaften schließen und abwickeln. Jetzt soll es die gesamte US-Aktivität sein. Von dem Umbau verspricht sich der Konzern die Freisetzung von Eigenkapital, das der Muttergesellschaft in Zürich und der deutschen Tochter in Köln dient.

Weiter trat Konzernleitungsmitglied Gary Prestia, der Converium Re USA leitete, zurück. Weitere Änderungen in der Konzernspitze, wie von Analysten gefordert, seien nicht geplant, heißt es. Das gelte auch für Konzernchef Lohmann.

Selbst der neue Rettungsplan stößt auf Misstrauen. Mark Hewlett von der Rating-Agentur Moody’s sagte, die USA-Schließung sei ein bisher einmaliger Schritt für einen globalen Rückversicherer. „Sie haben sich ein Bein abgehackt.“ Ob das Unternehmen damit weiterleben könne, müsse man sehen.

Die erst vor zwei Wochen festgelegte Kapitalerhöhung in Höhe von 420 Mio. $ will das Management überprüfen und möglicherweise absagen, Verhandlungen mit den beteiligten Banken fanden schon gestern statt. „Wir stellen jetzt einen neuen Geschäftsplan auf, und dabei prüfen wir auch, ob die Kapitalerhöhung dabei noch nötig ist“, sagte Converiums Deutschland-Chef Frank Schaar der FTD.

Converium ist seit Ende Juli in den Schlagzeilen, als das Unternehmen an einem Tag die Hälfte seines Aktienkurses verlor. Damals gab das Unternehmen bekannt, für Altlasten 385 Mio. $ bereitstellen zu müssen. Das zweite Quartal endete mit einem Rekordverlust von 660 Mio. $. Converium-Chef Dirk Lohmann kündigte eine Kapitalerhöhung von „250 bis 400 Mio. $“ an. Vor zwei Wochen hieß es dann, die Kapitalerhöhung solle wegen neuer Löcher 420 Mio. $ betragen.

Converium Deutschland stufte S&P sogar um drei Stufen auf „BBB-“ herab. Das liege an Zweifeln, wie sehr die Muttergesellschaft zu ihren Töchtern steht. Wenn Converium die USA aufgeben könne, könne das Gleiche auch mit dem deutschen Geschäft passieren. Deutschland-Chef Schaar wehrte sich dennoch gegen Vergleiche mit der Gerling Globale Rück, die 2002 nach einer ähnlichen Herabstufung ihr Neugeschäft einstellte. „Das dort vorhandene finanzielle Loch war um ein Vielfaches größer als die Nachreservierung bei uns“, sagte er.

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Achtung, Stolpergefahr: Die schwache Note „BBB“ kann einen Rückversicherer zu Fall bringen

Quelle: Financial Times Deutschland

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