Marktführer senkt Tarife zum Teil drastisch · Konkurrenz will nachziehen · Kampf um Marktanteile
Von Herbert Fromme, Köln Die Allianz hat in der Autoversicherung die Tarife bei Neuabschlüssen für zahlreiche Kundengruppen drastisch gesenkt und damit einen neuen Preiskampf in der Branche eröffnet. Nach ersten Berechnungen von Wettbewerbern führen die zum 1. September eingeführten neuen Tarife für manche Neukunden zu Preissenkungen von mehr als 30 Prozent.
Mit der Preissenkung wehrt sich Branchenführer Allianz gegen den weiteren Verlust von Marktanteilen. Die anderen Versicherer wollen dies jedoch nicht tatenlos hinnehmen. „Wir werden gelassen reagieren, aber wir werden reagieren“, sagte Rolf-Peter Hoenen, Chef des zweitgrößten Autoversicherers HUK-Coburg, der FTD. Die HUK-Coburg steht mit ihrem Schwerpunkt bei Beamten und öffentlichem Dienst im Fadenkreuz der Allianz. Für diese Gruppe reduzierte der Münchner Konzern seine Tarife besonders rabiat. „Hier übertreffen die Preissenkungen 30 Prozent“, hat Herbert Grohe, Vorstandsmitglied der Debeka-Versicherung, errechnet. Auch die Debeka ist in diesem Segment tätig.
Die Allianz wollte die genannten Zahlen nicht bestätigen. „Die Differenzierung innerhalb unserer Autotarife wird größer“, sagte ein Sprecher lediglich. Es gebe aber auch Kunden, für die ein Neuvertrag teurer werde: „Merkmale wie Vielfahrer oder Wenigfahrer spielen eine viel größere Rolle.“ Für bestehende Verträge sollen die Preise nicht angepasst werden. Zuletzt hatte die Allianz 1996 mit einem Rabattkrieg versucht, die Erosion ihres Marktanteils zu stoppen – ohne Erfolg.
Die Allianz hatte Ende 2003 8,8 Millionen Fahrzeuge versichert, fast 200 000 weniger als ein Jahr zuvor. Das entspricht einem Marktanteil von knapp 18 Prozent. Die HUK-Coburg kommt auf 14 Prozent, Tendenz stark steigend.
Mit 22,4 Mrd. Euro Prämieneinnahmen jährlich ist die Autosparte die drittgrößte Versicherungssäule in Deutschland hinter den Lebens- und Krankenversicherungen. Außerdem gilt die Autodeckung, die jeder Pkw-Besitzer abschließen muss, als Türöffner für den Verkauf anderer Policen.
Der jetzt drohende Preiskrieg folgt einer Phase vergleichsweise hoher Gewinne der Autoversicherer. Zuvor hatten sie jahrelang Verluste im eigentlichen Versicherungsgeschäft eingefahren.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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