Konzern zettelt Preiskrieg bei Autoversicherung an
Von Herbert Fromme, Köln Mit einem neuen Auto-Haftpflichttarif, der nach Berechnungen der Konkurrenten zu Preissenkungen von mehr als 30 Prozent führt, setzt die Allianz die Wettbewerber unter erheblichen Zugzwang. „Die Allianz kann mit ihrem dichten Vertreternetz einen differenzierten Tarif viel besser verkaufen als Wettbewerber, die über andere Verkaufskanäle absetzen“, sagte ein Manager. Wo die Allianz Preissenkungen individuell einsetzen könne, müssten Wettbewerber flächendeckend senken, um mithalten zu können.
Die Allianz verliert seit Jahren Geschäft an aggressive Wettbewerber wie HUK-Coburg oder LVM. Die Autoversicherung ist mit 39 Prozent der Beiträge die Hauptsparte der deutschen Schaden- und Unfallversicherung des Konzerns. „Wir wollen unseren Marktanteil verteidigen“, kündigte Reiner Hagemann, Chef der Allianz-Sachgruppe Deutschland, schon im März 2004 an.
Die Autoversicherung spielt eine Schlüsselrolle für die Schaden- und Unfallversicherer. Sie generiert hohe Prämieneinnahmen und kräftige Kapitalgewinne. Denn in dieser Sparte bilden die Versicherer sehr hohe Schadenreserven für mögliche Großschäden und lang laufende Zahlungen an Unfallopfer. Mit diesen Reserven erzielen sie Kapitalerträge.
Jahrelang konnte die Branche sich deshalb im eigentlichen Autoversicherungsgeschäft Verluste leisten, die durch Kapitalerträge ausgeglichen wurden. Damit war es wegen der Aktienkrise spätestens seit 2002 vorbei. Seitdem sind die Gesellschaften etwas vorsichtiger bei der Jagd auf Marktanteile. Das Ergebnis: 2003 erzielte die Assekuranz nach sechs Jahren mit versicherungstechnischen Verlusten erstmals wieder einen Gewinn in der Autosparte. Nach Abzug von Schadenaufwand und Kosten blieben 500 Mio. Euro übrig – dazu kommen noch die (nicht bezifferten) Kapitalerträge. Für 2004 wird ein ähnlich gutes Ergebnis vorhergesagt.
Viele Manager fürchten, dass die positive Entwicklung wegen des Preiskampfes ab 2005 wieder kippt. Ungern denken sie an 1996 zurück, als die Allianz mit einem neuen Rabattsystem schon einmal einen Preiskrieg startete – ohne ihren Marktanteil jedoch nennenswert zu erhöhen. Allerdings dürfte die anstehende Auseinandersetzung wegen der heute deutlich schlechteren Kapitalmarktsituation milder ausfallen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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