Nummer zwei der Autoversicherer antwortet mit vorgezogenem Angebot auf gesenkte Allianz-Tarife
Von Herbert Fromme, Köln Die großen deutschen Autoversicherer kämpfen mit Preissenkungen um Kunden. Die Nummer zwei auf dem Markt, HUK-Coburg, zieht ihren neuen Tarif nach FTD-Informationen um zwei Monate vor. Mit der Einführung zum 1. November antwortet der Versicherer auf neue Tarife beim Marktführer Allianz, der seine Preise schon am 1. September drastisch reduziert hat. Zum Ausmaß der Senkung wollte sich ein Sprecher der HUK-Coburg nicht äußern. „Wir reagieren angemessen auf die Allianz“, sagte er.
Seine Versicherung kommt damit gerade noch rechtzeitig auf den Markt. Die meisten Autopolicen sind mit einer Frist von 30 Tagen zum Jahresende kündbar, der November ist der wichtigste Wechselmonat.
Damit geht der Preiskrieg in der Autoversicherung in die zweite Runde. Die schnelle Einführung des neuen Tarifs zeigt, wie sehr der Allianz-Vorstoß die HUK-Coburg getroffen hat. „Das ist schon eine große Leistung, dass die das in so kurzer Zeit hinkriegen“, sagte ein Vorstandsmitglied eines konkurrierenden Konzerns. „Viele Unternehmen können schon rein EDV-technisch nicht vor Anfang 2005 reagieren.“ Besonders kompliziert wird das dadurch, dass es bei der Allianz künftig keine Tariftabellen mehr gibt. „Das ist ein Black-Box-Tarif“, sagte der Experte. Der Vertreter gibt Parameter wie Alter, Kilometerleistung, Branche des Arbeitgebers oder Garage ein, sein Laptop spuckt einen Preis aus.
Wie der zustande gekommen ist, weiß der Vertreter nicht mehr – und die Konkurrenz auch nicht. „Die Allianz hat ihren Tarif zum 1. September eingeführt. Sie wusste natürlich genau, dass die meisten Versicherer darauf nicht mehr reagieren können“, sagte der Manager.
Die Allianz hat mit ihrem neuen Tarif die Preise insgesamt deutlich gesenkt und für Angehörige bestimmter Berufsgruppen besonders drastisch reduziert – allerdings nur für neue Verträge. Für bestehende Verträge gelten die alten, höheren Preise weiter. Künftig können sich etwa Berufsbeamte und Richter auf günstigen Versicherungsschutz bei der Allianz freuen. Hier senkte der Marktführer die Preise für bestimmte Altersgruppen um mehr als 30 Prozent.
Damit zielt der Konzern direkt auf die HUK-Coburg, die als Spezialversicherer für den öffentlichen Dienst begonnen hat, in den vergangenen Jahren aber der Allianz auch in anderen Bereichen stetig Verträge abgenommen hat. Gemessen in Beitragseinnahmen hat die Allianz Gruppe 2003 zwar noch zugelegt – sie nahm 4,0 Mrd. Euro in der Autoversicherung ein, nach 3,9 Mrd. Euro im Vorjahr. Aber das war nur den Preiserhöhungen zuzuschreiben. Die Zahl der versicherten Fahrzeuge sank.
Mit 22,4 Mrd. Euro Prämieneinnahmen jährlich ist die Autosparte die drittwichtigste Versicherungssparte in Deutschland hinter der Lebens- und Krankenversicherung. Außerdem gilt die Autodeckung, die jeder Pkw-Besitzer abschließen muss, als Türöffner für den Verkauf anderer Policen. Der Markt ist hart umkämpft. Schon einmal hatte der Marktführer auf fallende Marktanteile mit einem Preiskrieg reagiert, als er 1996 ein neues großzügiges Rabattsystem einführte. Das war der Auslöser für jahrelange hohe Verluste der Versicherer in der Autosparte, die nicht mehr durch die hohen Kapitalerträge ausgeglichen wurden.
Im Moment kann sich die Allianz den Preiskrieg noch am ehesten leisten. Sie verdient wegen ihrer höheren Preise mehr als die Konkurrenz. Außerdem senkt der Konzern die Kosten durch die Schließung von Außenstellen, die vor allem Autoschäden bearbeiten: Mehr als 500 Arbeitsplätze werden aus kleineren Außenstellen in größere Büros verlagert. In Düsseldorf, Regensburg und Rosenheim ist das schon geschehen, in Aachen, Dortmund, Hannover und Rostock steht der Schritt bevor. Den Mitarbeitern werden Jobs in anderen Städten angeboten. „Betriebsbedingte Kündigungen stehen nicht zur Debatte“, sagte ein Sprecher.
Zitat:
„Wir reagieren angemessen auf die Allianz“ – HUK-Coburg-Sprecher
Bild(er):
Der Blick auf den Tacho zeigt: Der letzte Preiskrieg 1996 führte zu tiefroten Zahlen – TV-yesterday
Quelle: Financial Times Deutschland
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