Münchener Rück stützt Tochter Victoria

Konzern will Kapitalbasis des Lebensversicherers mit dreistelliger Millionensumme stärken · Gespräche mit der Finanzaufsicht BaFin

Von Herbert Fromme, Köln Die Münchener Rück bereitet ein umfassendes Finanzierungspaket für ihre Tochter Victoria Lebensversicherung vor, um deren angeschlagene Kapitalbasis deutlich zu stärken. Dafür plant der größte Rückversicherer der Welt nach Brancheninformationen neben einer Kapitalerhöhung ein Paket aus Rückversicherungsverträgen, Hybridkapital und langfristigen Darlehen. „Es geht der Münchener Rück darum, dass Geld zurückfließen kann und nicht dauernd bei der Victoria Leben bleibt“, sagte ein Manager, der den Konzern gut kennt. Die Rendite von Aktienkapital bei Lebensversicherern sei in Deutschland nicht besonders hoch.

Es handele sich um „eine ordentliche dreistellige Millionensumme“, sagte ein anderer Kenner der Situation. Die genaue Höhe stehe aber noch nicht fest. Die hänge davon ab, wie die Victoria Leben danach dastehen soll. „Die Frage ist, ob man ein Unternehmen haben will, das ähnlich wie andere Lebensversicherer kapitalisiert ist, oder ob man eine wirklich wetterfeste Gesellschaft will.“

Michael Huttner, Aktienanalyst bei der Investmentbank JP Morgan, erwartet, dass die Münchener Rück auf Druck der Finanzaufsicht BaFin mindestens 500 Mio. Euro frisches Geld bei der Zwischenholding Ergo einschießen muss. Die Ergo bündelt die meisten Erstversicherer der Münchener Rück in Deutschland: Neben Victoria sind das Hamburg-Mannheimer, DAS und DKV.

Ein Ergo-Sprecher bestätigte, dass Gespräche mit der BaFin stattfinden. „Das ist nicht ungewöhnlich, es handelt sich um reguläre Besprechungen“, sagte er. Dabei gehe es natürlich auch um die Situation bei der Victoria Leben.

Die Victoria Leben hatte relativ viel ihrer Kapitalanlagen in Aktien investiert. Ende 2001 waren es 23,3 Prozent. Entsprechend hart wirkte sich die Börsenkrise aus. Mit stillen Lasten – das sind nicht in der Bilanz gezeigte Verluste auf Aktien – von 2,2 Mrd. Euro zum Jahresende 2002 galt die Victoria Leben als eines der Problemkinder des Konzerns. Davon waren bis Ende 2003 schon 1,7 Mrd. Euro abgebaut, aber es blieben noch 487 Mio. Euro. Ein bedeutender Teil dieser Lasten stammt aus dem Preisverfall der Aktien der HypoVereinsbank (HVB). Die Ergo-Unternehmen halten 11 Prozent an der HVB, mit der sie strategisch kooperieren. Die Münchener-Rück-Gruppe besitzt insgesamt 18,4 Prozent der Bank.

Mit den geplanten Schritten bei der Victoria Leben reagiert die Münchener Rück auch auf Analysten wie Huttner und die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P). Die Rating-Agentur hatte in der vergangenen Woche die positive „A+“-Bewertung der Ergo-Unternehmen bestätigt, aber auch an ihrem negativen Ausblick festgehalten. „Negativfaktoren sind Ergos Kapitalisierung und die Profitabilität im Kerngeschäft Leben, die beide unter den Erwartungen von Standard & Poor’s bleiben“, sagte S&P-Analystin Karin Clemens.

Analyst Huttner glaubt, dass Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard trotz des Kapitalbedarfs der Victoria an dem Gewinnziel von 2 Mrd. Euro für 2004 festhalten wird – das schon wegen der Wirbelstürme vor den Küsten Floridas schwer zu erreichen sein wird. Huttner erwartet, dass der Konzern dazu auch stille Reserven durch den Verkauf von Aktien und anderen Wertpapieren nutzt, vor allem Allianz-Aktien.

Zitat:

„Es handelt sich um eine ordentliche dreistellige Millionensumme“ – Versicherungsmanager

Quelle: Financial Times Deutschland

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