Die PKV und die Politik
Das Thema Zahnersatz ist ein Paradebeispiel dafür, wie abhängig die private Krankenversicherung (PKV) von politischen Entscheidungen ist. Ursprünglich wollten SPD und Union ab dem 1. Januar 2005 alle Kosten für den Zahnersatz auf die gesetzlich Versicherten verlagern, ihnen aber die Entscheidung überlassen, ob sie die Pflichtpolice bei ihrer Krankenkasse einkaufen oder bei einem privaten Unternehmen.
Viele PKV-Unternehmen gingen früh mit privaten Alternativen zu den einheitlichen Kassenangeboten auf den Markt. Mit Erfolg: Rund 500 000 Kunden hatten bis Ende September eine private Zahnersatzversicherung gekauft.
Doch dann kam die Kehrtwende der Politik: Am 1. Oktober beschloss der Bundestag, den Zahnersatz bei den gesetzlichen Krankenkassen zu lassen. Die Versicherten müssen für ihn ab dem 1. Juli nächsten Jahres 0,4 Prozent ihres Einkommens zahlen, das Ausweichen auf eine private Versicherung ist nicht möglich. Kunden, die bereits eine solche Police gekauft haben, erhalten ein Sonderkündigungsrecht.
Die Branche hofft jetzt, dass viele Versicherte nicht kündigen, sondern die Policen in eine neue Deckung umwandeln, die eine Versorgung über das gesetzliche Maß hinaus bietet. Dennoch: Die PKV-Unternehmen haben viel Geld in den Sand gesetzt.
Schlechte Erfahrungen mit politischen Vorgaben zum Zahnersatz sind für die Versicherer nichts Neues: 1996 strich die Regierung Kohl den Zahnersatz für Kinder und Jugendliche aus dem gesetzlichen Leistungskatalog, die PKV verkaufte Policen in großem Stil – 1998 nahm die neu gewählte rot-grüne Regierung die Streichung wieder zurück.
Ilse Schlingensiepen
Quelle: Financial Times Deutschland
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