Lloyd’s kehrt nach Deutschland zurück

Spezialisierung auf Luftfahrt und Transport · Reform des Marktes hilft

Von Ilse Schlingensiepen Der Londoner Versicherungsmarkt Lloyd’s nimmt einen erneuten Anlauf, um in Deutschland richtig Fuß zu fassen. „Es ist schon eine schlechte Tradition, dass wir in Deutschland gemessen an unserer internationalen Bedeutung unterrepräsentiert sind“, sagte Rolf Tolle, Direktor für Franchise Performance bei Lloyd’s. „Wir haben die Prämieneinnahmen zwischen 2000 und 2003 zwar um 29 Prozent auf rund 450 Mio. Euro gesteigert. Aber verglichen mit der Bedeutung des deutschen Marktes ist das wenig“, sagte Tolle.

Vor allem habe Lloyd’s in Spezialgebieten eine Bedeutung. „Luftfahrt macht 32 Prozent des Geschäfts aus, Transport 22 Prozent“, sagte er. Tolle kennt den Markt gut – er war lange Vorstandschef der Europa Rück in Köln.

Die Vorstöße in den größten Versicherungsmarkt Europas blieben bislang ohne durchschlagenden Erfolg. Das hat mehrere Gründe. Die verschiedenen Rechtssysteme und die Tatsache, dass es keine gültigen Ausfertigungen der Policen zu hier üblichen Kondition in deutscher Sprache gab, hielten viele Unternehmen davon ab, bei Lloyd’s Deckung einzukaufen. Dazu kamen die Krisen des Londoner Marktes, die ihm zeitweise auch auf dem Kontinent einen schlechten Ruf bescherten.

Lloyd’s hat sein Gesicht in den letzten 20 Jahren stark verändert. Statt vieler Privatpersonen, die mit ihrem Vermögen haften, bestimmen die „Corporate names“ das Bild – das sind große Gesellschaften, die sich in die so genannten Syndikate bei Lloyd’s eingekauft haben. Zu ihnen gehören viele bedeutende Versicherer, auch die Münchener Rück. Der Markt verbindet den Vorteil der so gewonnenen größeren Kapitalstärke mit seinem traditionellen Pluspunkt: Er ist äußerst flexibel und lebendig, die Konkurrenz der 66 Syndikate und der 160 Lloyd’s-Makler sorgt für Innovationen und schnelle Reaktionen auf Marktentwicklungen.

Tolle hat eine Schlüsselposition in der Modernisierung des seit 1688 existierenden Marktes. Um einheitlich hohe Standards durchzusetzen, wurde das Geschäftsmodell auf ein Franchise-System umgestellt: Lloyd’s ist der Franchise-Geber, die so genannten Managing Agents, die Manager der Syndikate, sind die Franchise-Nehmer.

„Wie alle Franchise-geber wollen wir, dass die Syndikate nach höchsten Standards geführt werden.“ Das muss Tolle durchsetzen – kein leichter Job bei den traditionell unabhängigen und stolzen Unternehmen im Markt.

Mit hoher fachlicher Qualität könne Lloyd’s beim erwarteten Abschwung der Versicherungsmärkte den Fehler vermeiden, der in der Vergangenheit Milliarden gekostet hat, sagte Tolle. „Wir müssen uns beschränken und nur Geschäft annehmen, das profitabel ist.“ In der momentanen Marktlage gehe es Lloyd’s darum, die Prämieneinnahmen und damit die Risiken zu reduzieren.

Zitat:

„Wir dürfen nur Geschäft annehmen, das profitabel ist“ – Rolf Tolle, Lloyd’s

 

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit