MLP stößt Versicherungstöchter ab

Finanzdienstleister stoppt Verkauf selbst konstruierter Produkte · Kehrtwende soll Profil als unabhängiger Vermittler schärfen

Der Finanzdienstleister MLP will seine Lebens- und Sachversicherer verkaufen, um sich glaubhafter als unabhängiger Vermittler positionieren zu können. Künftig werden die Heidelberger keine selbst konstruierten Angebote mehr vertreiben. Der Vermögensverwalter MLP Bank wird nicht verkauft.

Mit der Kehrtwende ist das Konzept des früheren MLP-Chefs Bernhard Termühlen gescheitert: Der Konzern hatte mit eigenen Versicherern und einer eigenen Bank sein Geschäft über die pure Vermittlung hinaus ausweiten wollen. Allerdings ist auch in den Policen, auf denen MLP steht, nur wenig MLP drin: Die Kunden schließen in der Regel Verträge mit Konsortien aus mehreren Versicherern. Die werden zwar von der MLP Lebensversicherung verwaltet, sie selbst beteiligt sich aber nur mit einem Prozent an dem Konsortium und damit dem eigentlichen Versicherungsgeschäft. Mit Prämieneinnahmen von zuletzt 126 Mio. Euro blieb die MLP Lebensversicherung nur ein vergleichsweise kleiner Anbieter.

Allerdings hatte die Existenz der eigenen Versicherer für Termühlen einen anfangs erwünschten Nebeneffekt: Sie erleichterten ihm, mit Hilfe von Rückversicherern Gewinne für die Gruppe vorzufinanzieren und so stetig wachsende Erträge zu zeigen. Dies führte 2002 zu einer schweren Krise für MLP und 2003 zum Abgang des Chefs. MLP sei sicher, für die Versicherungstöchter einen Abnehmer zu finden, sagte ein Sprecher. „Es gibt aber noch keine Verkaufsgespräche.“

Im laufenden Jahr profitiert der Konzern vor allem vom Verkauf von Lebensversicherungen. „Wir haben uns sehr früh in diesem Jahr dafür entschieden, den Vertrieb auf das Thema Altersvorsorge auszurichten“, sagte der Sprecher. Angeheizt wird der Absatz durch die Abschaffung des Steuerprivilegs in der Lebensversicherung zum 1. Januar. In den ersten neun Monaten 2004 stieg der Nachsteuergewinn um 46,6 Prozent auf 32,1 Mio. Euro. Der Provisionsumsatz aus der Vermittlung von Versicherungs- und Bankverträgen wuchs auf 245 Mio. Euro, nach 185 Mio. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für das letzte Quartal erwartet der Konzern weiter starkes Geschäft: Der Vorsteuergewinn im Gesamtjahr soll auf mindestens 85 Mio. Euro steigen – das wäre ein Plus von 23 Prozent.

Die Zahl der Vertragsabschlüsse außerhalb der Lebensversicherungen liegt dagegen auf Vorjahresniveau. Der Jahresbeitrag bei Krankenversicherungen sank sogar um 15,5 Prozent auf 39,3 Mio. Euro, das Neugeschäft bei Finanzierung ging von 735 Mio. Euro auf 620 Mio. Euro zurück. MLP fürchte keinen Geschäftseinbruch durch die Abschaffung des Steuerprivilegs für Lebensversicherungen, sagte der Sprecher. Der Finanzdienstleister setzt auf Riester-Policen, Rürup-Renten und die betriebliche Altersversorgung.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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