DBV-Winterthur verspricht Renditesprung

Vorstandschef Frank Keuper kündigt steigende Aggressivität im Markt an · Versicherer hofft auf betriebliche Altersversorgung

Von Ilse Schlingensiepen, Wiesbaden Der neue Vorstandschef der Versicherungsgruppe DBV-Winterthur, Frank Keuper, hat innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre eine zweistellige Eigenkapitalrendite angekündigt. Im Vorjahr verbuchte das Unternehmen noch einen Verlust von 89 Mio. Euro. Überdurchschnittlich wachsen will das Unternehmen in der Krankenversicherung und der privaten und betrieblichen Altersvorsorge.

Die zuletzt schwierige Lage des Wiesbadener Versicherers gilt als Hindernis für die Verkaufsbemühungen der Schweizer Großbank Credit Suisse für die gesamte Winterthur-Gruppe. Keuper nahm dazu gestern keine Stellung. Zum Schicksal der Winterthur werden am heutigen Investorentag der Credit Suisse zwar noch keine Details erwartet. In der Branche heißt es aber, dass sich die Suche nach einem Käufer problematisch gestaltet.

Für die Strategie der DBV-Winterthur sei der Eigentümer nicht entscheidend, sagte Keuper. „Die zentrale Frage ist: Wie machen wir die DBV-Winterthur zukunftsfähig?“, sagte er. Man habe in den vergangenen Monaten die Grundlagen dafür gelegt, am Markt wieder erfolgreich agieren zu können. „Wir können nicht darauf warten, dass irgendetwas passiert.“

Keuper geht davon aus, dass der Wiesbadener Konzern in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben wird. Bei den Prämieneinnahmen rechnet die DBV-Winterthur nach dem Rückgang um 2,2 Prozent auf 3,43 Mrd. Euro mit einem leichten Plus 2004. Hauptwachstumsmotor werde die Krankenversicherung.

„Das Unternehmen ist nach innen hervorragend aufgestellt, die Aggressivität im Markt muss zunehmen“, sagte Keuper, der seit drei Monaten an der Spitze steht. Um die Profitabilität zu steigern, hat er die Kostenstrukturen analysiert. Die DBV ist im operativen Kerngeschäft im Schnitt um 20 Prozent teurer als der jeweils kostengünstigste Versicherer. Das entspräche einer Gesamtsumme von 73 Mio. Euro pro Jahr, Einsparungen in diesem Ausmaß sind aber kaum zu realisieren. „Es wird ein Stellenabbau nötig sein, aber ich kann noch nicht sagen, in welchem Umfang“, sagte Keuper.

Die DBV-Winterthur erzielt 50 Prozent ihrer Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung und je 25 Prozent in der Schaden-/Unfallversicherung und der Krankenversicherung. Die Schaden-/Unfallversicherung ist das Sorgenkind, hier rechnet Keuper erst 2006 mit Beitragswachstum. Im versicherungstechnischen Geschäft seien aber Fortschritte gemacht worden. So werde bei der Schadenquote 2004 eine Verbesserung von 80 Prozent auf 73 oder 74 Prozent der Beiträge erreicht. Die Schaden-/Kostenquote, also der Anteil der Prämieneinnahmen, der für Schadenzahlungen und Kosten draufgeht, werde aber leicht über 100 Prozent liegen. „Über das Ergebnis können wir noch nichts sagen“, sagte Keuper.

Große Hoffnungen setzt er auf die betriebliche Altersversorgung. „Sie wird in Zukunft die Hälfte des Neugeschäfts in der Lebensversicherung ausmachen.“ Zurzeit liegt der Anteil bei einem Drittel. Da sich der Vertrieb in diesem Jahr vor allem auf die privaten Lebensversicherungen konzentriert hat, werde man das Ziel von zweistelligen Wachstumsraten im Neugeschäft zwar nicht erreichen, so Keuper. „2005 werden wir aber wieder deutlich mehr wachsen als 2004.“ Die Nähe des Versicherers zum öffentlichen Dienst – DBV stand einmal für Deutsche Beamtenversicherung – will Keuper wieder verstärkt nutzen. „Der öffentliche Sektor wird wieder ein Schwerpunkt-Geschäftsfeld der DBV-Winterthur werden“, kündigte er an. Gleiches gelte für Ärzte und Heilberufe. Hier habe die DBV-Winterthur als Marktführer in der Arzthaftpflicht auch in anderen Sparten gute Chancen. Auch über Rahmenverträge mit Verbänden und Institutionen will das Unternehmen wachsen. Es hat mehr als 90 solcher Verträge im Bestand, der bedeutendste ist der mit der Bundeswehr.

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Schräglage: Nach verlustreichen Jahren will die DBV-Winterthur in diesem Jahr wieder einen Gewinn einfahren – Becker & Bredel

Quelle: Financial Times Deutschland

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