Schlussspurt kann schwaches Gesamtjahr nicht retten
Von Herbert Fromme, Köln Die Victoria Lebensversicherung hat 2004 deutlich weniger Lebensversicherungen verkauft als im Vorjahr – trotz des durch die Steueränderung hervorgerufenen Schlussbooms imvierten Quartal. Insgesamt setzten Vertreter und Makler Policen mit Gesamtprämien von 700 Mio. Euro über die Laufzeit der Verträge ab – 24 Prozent weniger als 2003, als Verträge im Umfang von 920 Mio Euro verkauft wurden.
Für den Markt erwartet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) dagegen einen positiven Trend, auch wenn die Berliner Verbandsfunktionäre vorsichtig mit genauen Zahlen sind. Marktführer Allianz Leben hat die Zahl der verkauften Verträge um rund 20 Prozent auf 1,2 Millionen Stück erhöht, sagte eine Sprecherin.
Die Victoria Leben gehört zum Ergo-Konzern und damit zur Münchener-Rück-Gruppe. Zu Ergo gehört auch der Lebensversicherer Hamburg-Mannheimer.
Den Einbruch im Neugeschäft erklärt die Düsseldorfer Victoria-Zentrale zum Teil mit Sonderfaktoren. Die Norisbank fiel als Vertriebskanal weg, weil die Bank vom Victoria-Kooperationspartner HypoVereinsbank verkauft worden war.
Niedrige Anpassung
Schließlich war 2004 die Anpassung der Verträge mit automatischen Anpassungsklauseln deutlich geringer. Die Aufstockung dieser Policen, die parallel zu den Entwicklungen in der gesetzlichen Rentenversicherung erfolgt, betrug 2003 satte 20 Prozent, 2004 aber nur 5 Prozent. Die Anpassungen gelten in der Versicherungswirtschaft als Neugeschäft.
„Diese beiden Sondereffekte wirkten sich mit 130 Mio. Euro aus“, sagte eine Sprecherin. Es bleibt aber immer noch ein Rückgang von rund 10 Prozent. Dabei habe wohl auch die vergleichsweise niedrige Gesamtverzinsung der Victoria Leben eine Rolle gespielt, sagte die Sprecherin. Das Unternehmen schreibt seinen Kunden für den Sparanteil aus den Prämien nur 3,4 Prozent gut. Im Marktschnitt waren es 2004 rund 4,5 Prozent. Die niedrige Verzinsung – die das Unternehmen 2005 beibehalten wird – ist eine Folge der großen Probleme, in die es durch die Aktienkrise geriet.
Stille Lasten
Die Victoria Leben hatte relativ viel ihrer Kapitalanlagen in Aktien investiert. Ende 2001 waren es 23,3 Prozent. Entsprechend hart wirkte sich die Börsenkrise aus. Mit stillen Lasten – das sind nicht in der Bilanz gezeigte Verluste auf Aktien – von 2,2 Mrd. Euro zum Jahresende 2002 galt die Victoria Leben als eines der Problemkinder des Münchener-Rück-Konzerns.
Ein großer Teil dieser inzwischen abgebauten Lasten stammte aus dem Kursverfall der HypoVereinsbank (HVB). Die Ergo-Unternehmen halten auf Geheiß der Mutter 11 Prozent an der HVB, mit der sie kooperieren. Die Münchener Rück besitzt 18,4 Prozent der Bank.
Um die Probleme der Victoria Leben zu bereinigen, hat die Münchener Rück die Tochter mit 500 Mio. Euro frischem Geld gestützt. Dadurch kann die Düsseldorfer Gesellschaft alle drei von der Finanzaufsicht BaFin verlangten Stresstests bestehen. Das wäre ohne die Kapitalzufuhr nicht der Fall gewesen.
Agenda Seite 25
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo