Victoria und BHW müssen Anteil an Vorsorgeprojekt kappen · R+V, Swiss Life, Volksfürsorge springen ein
Von Herbert Fromme und Anja Krüger, Köln Die Versicherer Victoria Leben und BHW müssen auf Druck von IG Metall und Gesamtmetall ihre Anteile an dem Altersvorsorgeprojekt Metallrente reduzieren. Stattdessen kommen nach Informationen der FTD die Versicherer R+V, Swiss Life und Volksfürsorge neu in das Konsortium. Konsortialführer bleibt die Allianz. Metallrente-Geschäftsführer Heribert Karch soll den beiden Versicherern mangelnde Verkaufserfolge vorwerfen. Weder Metallrente noch eines der betroffenen Unternehmen wollten Stellung nehmen.
Die Tarifparteien sind die Träger des größten überbetrieblichen Altersversorgungsprojektes. Seit 2002 haben Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch darauf, dass der Arbeitgeber Teile ihres Bruttogehalts für die Altersversorgung verwendet. Die Vorsorge der metallverarbeitenden Industrie war mit einem Potenzial von vier Millionen Beschäftigten der größte Brocken, den Finanzdienstleister nach der Rentenreform an Land ziehen konnten. Bereits im ersten Jahr sollten 400 000 Verträge abgeschlossen werden. Bis Ende 2003 hatte die Metallrente aber erst 100 000 verkauft. Neuere Zahlen will das Versorgungswerk nicht nennen.
Die Metallrente bietet verschiedene Formen der betrieblichen Altersversorgung an. Bei der Direktversicherung hält die Allianz 55 Prozent, die zur Münchener Rück gehörende Victoria 30 Prozent und das BHW 15 Prozent. Bei der Pensionskasse liegen wieder 55 Prozent beim Marktführer Allianz und 45 Prozent bei der Victoria. Davon hält sie 22,5 Prozent treuhänderisch für das BHW, dessen Pensionskasse noch nicht von der Finanzaufsicht genehmigt wurde. Beim Pensionsfonds, der bisher praktisch keine Rolle spielt, ist auch die WestLB beteiligt.
Mehr als 80 Prozent der bisherigen Metallrentenabschlüsse beziehen sich auf die Pensionskasse. „Die Allianz verkauft deutlich mehr als ihre 55 Prozent“, sagte ein Manager. Die beiden kleineren Konsortialpartner hinken hinterher. „Insgesamt ist der Verkauf unbefriedigend.“
Metallrente-Chef Karch habe deshalb die Notbremse gezogen. Mit Unterstützung von Gesamtmetall und IG Metall – von der Karch kommt – habe er soviel Druck auf Victoria und BHW ausgeübt, dass sie sich schließlich auf eine Vertragsänderung einließen.
Die Allianz bleibt bei 55 Prozent. Sie stellt die Verträge aus, sammelt die Prämien ein, von denen sie einen Teil an die anderen Konsortialpartner weitergibt, und verwaltet das gesamte Geschäft. Die restlichen 45 Prozent werden auf die jetzt fünf Minderheitspartner verteilt. Deren Anteile werden nicht genau neun Prozent betragen, sondern von Gesellschaft zu Gesellschaft etwas variieren.
Die schlechten Verkaufszahlen von Victoria und BHW haben unterschiedliche Gründe. Das BHW hat weder die Kontakte zur Industrie noch für die betriebliche Altersversorgung geschultes Verkaufspersonal. Die Victoria Leben hat zwar schon gute Erfolge auch in diesem Geschäft erzielt. Allerdings hat das Unternehmen in der Aktienkrise schwer gelitten – teilweise wegen der hohen Bestände an Aktien ihres Kooperationspartners HypoVereinsbank, die sie auf Geheiß der Münchener Rück kaufen musste und die stark an Wert verloren. Die Verzinsung der Victoria Leben gehört zu den schlechtesten im Markt, 2004 brach ihr Neugeschäft um 24 Prozent ein. Diese Krise wirkt sich auch bei der Metallrente aus.
Zitat:
„Insgesamt ist der Verkauf bei der Metallrente unbefriedigend“ – Versicherungsmanager
Bild(er):
Die Metallrente hat ihr Potenzial von vier Millionen Kunden – hier ein Arbeiter bei Minimax in Bad Oldesloe – bisher schlecht genutzt – Photothek/I.Korth
Quelle: Financial Times Deutschland
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