Rückversicherer düpiert Pharmafirmen

Swiss Re will schärfere Meldepflichten durchsetzen

Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re hat die Meldepflichten seiner Kunden für industrielle Pharma-Haftpflichtrisiken drastisch verschärft. Ändert der Hersteller zum Beispiel den Beipackzettel, muss er das dem Versicherer sofort mitteilen. Das Problem: Das Pharmaunternehmen verliert mit der Meldung automatisch seinen Versicherungsschutz. Bisher hatte die Swiss Re wenig Erfolg mit ihrem Projekt, gibt es aber nicht auf. „2005 wollen wir das im Markt durchsetzen“, sagte Thomas Michael Sproho von Swiss Re Deutschland auf einer Fachkonferenz in Hamburg.

Rückversicherer übernehmen einen Teil der Risiken für Erstversicherer, die den Kunden die Policen verkaufen. Verschärfen die Rückversicherer die Bedingungen, müssen die Erstversicherer das in der Regel weitergeben. In der Industrieversicherung haben fast alle Versicherer jahrelang Verluste gemacht, sind nach kräftigen Preiserhöhungen und Bedingungsverschärfungen aber in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt.

Probleme bereitet ihnen aber nach wie vor die Pharmabranche mit ihren schwer kalkulierbaren hohen Risiken. Allein für die Schadensregulierung des Medikaments Vioxx von Merck & Co., das Herzinfarkte verursachen soll, haben Versicherer 600 Mio. $ zurückgestellt.

Mit den drastischen Meldepflichten will die Swiss Re die Kosten für solche Schäden verringern. Die Unternehmen sollen sich verpflichten, eigene neue Erkenntnisse über Nebenwirkungen dem Versicherer ebenso zu melden wie die Überprüfung eines Produkts durch die Behörden. Bislang wollen sich die Kunden aber nicht darauf einlassen. „Wir haben das Konzept nicht so umsetzen können, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte Sproho.

Wenig Begeisterung findet der Vorstoß bei Pharmaunternehmen und Erstversicherern. „Die Frage ist, ob sich die Swiss Re mit diesen Meldepflichten aus dem Markt rausboxt“, sagte Alexander Mack von der Gerling Konzern Allgemeine, die zu den führenden Pharmaversicherern in Deutschland gehört.

Beim Arzneimittelhersteller Boehringer Ingelheim ist Swiss Re mit den neuen Meldepflichten gescheitert. Das Unternehmen hat eine andere Deckung gekauft. „Wir haben uns mit Swiss Re unterhalten und nicht geeinigt“, sagte Versicherungschef Klaus-Ulrich Wiesemann in Hamburg.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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