Lebensversicherer zahlen Kunden weniger

Verzinsung geht nur geringfügig zurück · Private Renten verlieren am meisten · Assekurata will Vertriebe aus Vertretersicht beurteilen

Von Herbert Fromme, Köln Die deutschen Lebensversicherer schreiben ihren Kunden mit Kapitallebensversicherungen im laufenden Jahr im Durchschnitt 4,22 Prozent Zinsen auf den Sparanteil ihrer Prämien gut, verglichen mit 4,29 Prozent im Jahr 2004. Das ergab eine Umfrage der Rating-Agentur Assekurata bei 89 Gesellschaften. „Insgesamt scheint die Talsohle erreicht zu sein“, sagte Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. Die Absenkung für 2005 sei vergleichsweise gering. „Mit einer kurzfristigen Anhebung rechnen wir jedoch nicht“. Bei den Unternehmen stehe der Substanzaufbau im Vordergrund.

Bei privaten Rentenversicherungen sinkt die Gesamtverzinsung stärker als bei Kapitalversicherungen, zeigt die Assekurata-Umfrage. „Am stärksten betroffen sind bereits laufende Renten“, sagte Will. Hier liege die Absenkung über alle Tarifgenerationen hinweg bei 0,13 Prozentpunkten. Die Versicherer müssen der gestiegenen Lebenserwartung Rechnung tragen und dafür die Rückstellungen stärken. Das trifft die Rendite.

Für Riester-Renten zahle die Assekuranz mit 4,14 Prozent im gewichteten Mittel am wenigsten von allen Versicherungsformen, sagte Will.

Die Lebensversicherer haben bis vor wenigen Jahren in der Regel über sieben Prozent gutgeschrieben. Wegen der Aktienkrise und der seit Anfang der 90er Jahre fallenden Zinsen gehört das der Vergangenheit an. Heute bekommen die Unternehmen selbst mit 3,6 Prozent für ihre neuen Kapitalanlagen kaum mehr als die 3,5 Prozent, die sie ihren Kunden im Durchschnitt garantiert haben.

Die Gesellschaften sind verpflichtet, bis Jahresende die Verzinsung für das kommende Jahr zu deklarieren – bis Dezember 2004 also die für 2005. Die Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil der Prämienzahlungen. Vorher werden Vertriebskosten, die in der Regel rund fünf Prozent der gesamten Beiträge des Kunden ausmachen, sowie der Anteil für den Risikoschutz abgezogen. „Eine Verzinsung von vier Prozent bei der einen Gesellschaft kann für den Kunden besser sein als 4,5 Prozent bei der anderen“, sagte Will. Das sei dann der Fall, wenn ein Versicherer besonders niedrige Kosten habe.

Je nach Datum des Vertragsabschlusses enthalten die Verträge verschieden hohe Garantien. „Die Gesamtverzinsung ist für Verträge mit einem Garantiezins von vier Prozent am höchsten“, sagte Will. Viele Versicherer verdienen weniger als vier Prozent. Kunden mit vier Prozent Garantie bekommen die auch, die anderen mit 3,25 Prozent oder 2,75 Prozent Garantie aber weniger.

Assekurata lebt von der Beurteilung von Versicherungsunternehmen, vor allem aus Kundensicht. 2004 führte das Unternehmen 32 Ratings durch und erzielte einen Umsatz von 2,5 Mio. Euro, nach 2 Mio. Euro im Vorjahr. Das Ergebnis sei positiv, sagte Will. Als neuen Geschäftszweig will er künftig Finanzvertriebe aus der Sicht von möglichen Mitarbeitern bewerten. Das „Karriererating“ wendet sich nicht an die Kunden von Vertrieben wie MLP, AWD, OVB oder DVAG, sondern an deren Vertreter oder künftige Vertreter.

„Mit zwei Unternehmen haben wir Pilotprojekte durchgeführt“, sagte Will. Namen wollte er nicht nennen. Die 70 Finanzvertriebe im Markt hatten 2003 Provisionseinnahmen von 2,36 Mrd. Euro, sagte Will. Sie beschäftigen mehr als 68 000 haupt- und nebenberufliche Vertreter, sagte er.

Zitat:

„Am stärksten betroffen sind laufende Renten“ – Reiner Will, Assekurata

Quelle: Financial Times Deutschland

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