Der Finanzvertrieb MLP hat seine beiden Töchter MLP Lebensversicherung und MLP Versicherung offiziell zum Verkauf gestellt. Berater ist die Investmentbank Goldman Sachs.
Bei MLP heißt es, eine Reihe ausländischer und deutscher Versicherer habe Interesse bekundet. Namen will man nicht nennen. Als mögliche Käufer in Deutschland gelten in Branchenkreisen HDI und Axa.
Nach Informationen aus Verhandlungskreisen ist die Nachfrage jedoch verhalten: „Selbst der HDI, der dringend einen Zukauf melden müsste, um glaubwürdig zu bleiben, hat nur lauwarmes Interesse“, sagte ein mit der Situation vertrauter Manager. Der Versicherer hatte schon mehrfach öffentlich Zukäufe in Aussicht gestellt. Ähnliche Zurückhaltung erwartet er von der Axa: „Eigentlich braucht man für einen solchen Deal einen unerfahrenen amerikanischen Private-Equity-Anleger. Aber die werden auch immer seltener.“
Mit dem Verkauf will MLP-Chef Uwe Schroeder-Wildberg den Konzern auf sein Kerngeschäft konzentrieren: den Vertrieb von Versicherungspolicen und Anlageprodukten. Die von seinem Vorgänger Bernhard Termühlen und Großaktionär Manfred Lautenschläger betriebene Ausweitung auf operative Versicherer ist hinderlich für die MLP-Vertreter. Sie können beim Verkauf von MLP-Policen schwerlich auf die angebliche Neutralität des Vertriebs verweisen. MLP will nach Angaben aus der Branche 400 Mio. Euro für die Töchter erlösen. Das läge deutlich über den gemeinsamen Prämien von 225 Mio. Euro im Jahr 2003. Ihr Buchwert liegt zusammen bei 20,3 Mio. Euro, im Eigenkapital nach IFRS bewertet der Konzern MLP Leben mit 90 Mio. Euro und MLP Versicherung mit 9 Mio. Euro. MLP bestreitet, dass der Konzern eine feste Preisvorstellung hat. Das Spektrum könne auch „200 Mio. bis 600 Mio. Euro“ betragen, sagte ein Sprecher: „Das hängt von vielen Faktoren ab, vor allem, welche weitere Zusammenarbeit zwischen MLP und den beiden Gesellschaften vereinbart wird.“
Die künftige Verknüpfung mit MLP gilt als Knackpunkt: Die beiden Gesellschaften haben nur wenig eigenes Geschäft. MLP Leben gibt bei klassischen Kapitalpolicen den größten Teil der Prämien an einen Pool anderer Versicherer weiter und behält nur kleine Prozentsätze in den Büchern. Bei fondsgebundenen Policen geht der Beitrag zum größten Teil an die Fonds. Die beiden MLP-Versicherer könnten also nur für einen Käufer interessant sein, der sich Zugriff auf die MLP-Vertriebskapazität sichern will. Aber genau diese Festlegung will Schroeder-Wildberg mit dem Verkauf eigentlich vermeiden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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