Mit einer Millioneninvestition und gleichzeitiger Preissenkung versucht der Finanzkonzern Allianz, das Privatkundengeschäft seiner Tochter Dresdner Bank anzukurbeln. Die Bank gebe allein 2005 knapp 80 Mio. Euro aus, um den Verkauf von Bankprodukten über die 10 000 Versicherungsvertreter der Gruppe in Deutschland zu stärken, sagten Bankchef Herbert Walter und Reiner Hagemann, Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG, gestern vor Journalisten.
Auch in den kommenden Jahren seien hohe Investitionen nötig, die Summe wollte Walter nicht nennen. Die Gewinnschwelle im Verkauf von Konten, Kreditkarten und Krediten über die Vertreter werde 2009 erreicht, kündigte er an. In der Anfangsinvestition sind auch Personalkosten für rund 400 Banker enthalten, die Versicherungsvertreter beraten sollen.
Im Frühjahr wird die Bank nach Walters Worten die Preise für ihre laufenden Konten senken. Künftig sollen alle Kunden die selben Bedingungen bekommen wie Neukunden, die über den Vertriebskanal Allianz geworben werden. Das günstigste Konto kostet künftig 2,75 Euro, bisher war das Online-Konto mit 5 Euro das billigste. Das „Komplettkonto“ kostete 7,50 Euro. Die Dresdner wolle aggressiver als bisher im Markt um die Erstkonten eingreifen, sagte Walter.
Zur Kundenbindung soll auch die Ausweitung des Fondsangebots mit Drittfonds beitragen. Mindestens drei Anbieter will Walter zusätzlich zum hauseigenen Dit künftig flächendeckend präsentieren. Bisher werden Fremdfonds von der Bank nur punktuell angeboten. Bei Versicherungspolicen bleibt der Konzern konservativ. „Wir planen nicht, in der Bank Fremdpolicen anzubieten“, sagte Hagemann.
Der Verkauf von Bankprodukten durch Allianz-Vertreter hat strategische Bedeutung für die Gruppe. Allianz-Chef Michael Diekmann hat die Devise ausgegeben, bis Ende 2005 mindestens 300 000 Bank-Neukunden unter den 16 Millionen Allianz-Versicherten zu werben.
So will Diekmann sein Allfinanzmodell endlich profitabel machen. Bisher beruht es auf dem Verkauf von Versicherungspolicen über Bankschalter. Zwar konnte die Bank 2004 Zuwächse melden und verkaufte zwölf Prozent aller Neuverträge der Allianz Lebensversicherung. Einen ähnlichen Prozentsatz verkaufen aber auch andere Banken und die Sparkassen – ohne dass dafür ein Megadeal wie die Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz für 26 Mrd. Euro im Jahr 2001 nötig war.
Jetzt soll der Verkauf von Bankprodukten über die Versicherungsvertreter die Rechtfertigung für die Übernahme liefern. „Wir wollen den Einkauf von Bankprodukten beim Vertreter zur Normalität machen“, sagte Hagemann. Rund die Hälfte der Allianz-Kunden hätten ihr Hauptkonto bei den Sparkassen, weitere 20 bis 25 Prozent bei den Genossenschaftsbanken. „Dort wollen wir unsere Neukunden für die Dresdner Bank holen“, sagte er. „Wir haben uns genau angeschaut, wie die Postbank das in den Postfilialen macht.“
Noch in der Klärung sei die Frage, ob die Allianz-Vertreter für die Provision aus der Kreditvermittlung Mehrwertsteuer an das Finanzamt abführen müssen. Entsprechende Urteile legen das nahe. „Wir beschäftigen uns damit“, sagte Hagemann. Die Mehrwertsteuerpflicht würde das Geschäftsmodell der Vertreter drastisch verändern. Probleme gibt es auch in Bayern. Dort kooperiert die Allianz mit den Genossenschaftsbanken, die sechs Prozent zum Neugeschäft der Allianz Leben beisteuern. Die 900 Allianz-Vertreter in Bayern sollen den Bankproduktverkauf deshalb nur verhalten angehen. „Kontenabwerbungen wird es nicht geben“, versprach Hagemann.
Quelle: Financial Times Deutschland
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