Fondsgebundene Sparverträge mit extrem langen Laufzeiten sollen im Alter Steuern sparen helfen
Der Dinosaurier der privaten Altersvorsorge, die Kapitallebensversicherung, ist vom Aussterben bedroht. Das liebste Steuersparmodell der Deutschen hat mit Beginn dieses Jahres enorm an Attraktivität verloren. Die Versicherer haben aber längst neue Konzepte entwickelt, um diese Lücke zu schließen. Sie locken Kunden nun mit Policen, die eine lebenslange Laufzeit haben und steuerschonende Auszahlungen im Alter vorsehen.
Für kapitalbildende und fondsgebundene Lebensversicherungen, die seit Januar 2005 abgeschlossen werden, gilt das alte Steuerprivileg nicht mehr. Künftig müssen die Kunden auf den Ertragsanteil der Auszahlungssumme Steuern zahlen. Ausnahme: Ist der Kunde bei Vertragsablauf älter als 60 Jahre, fallen nur für die Hälfte des Ertragsanteils Abgaben an den Fiskus an. Eine Reihe von Gesellschaften bietet außerdem Verträge an, bei denen das Geld nicht auf einen Schlag, sondern auf mehrere Jahre verteilt ausgezahlt wird. Auf diese Weise kann der Kunde den zu versteuernden Betrag senken.
Die Nachteile der individuellen Lebensversicherung bleiben: Sie ist mit vergleichsweise hohen Vertriebskosten beladen, die vom Kunden gleich zu Beginn der Laufzeit gezahlt werden müssen und in der Regel mehr als fünf Prozent der Gesamtbeiträge des Kunden über die volle Laufzeit des Vertrages ausmachen. Auf der Kostenseite ist die betriebliche Altersversorgung meist günstiger, höhere Staatszuschüsse bietet die Riester-Rente.
Beides halten viele Kunden aber für zu kompliziert und für zu unflexibel. Die Versicherer hoffen deshalb, dass der Dinosaurier Kapitallebensversicherung in gewandelter Form Überlebenschancen hat. Die klassische Kapitallebensversicherung hat gegenüber anderen Geldanlagen einen Vorteil: Die Versicherer gewähren dem Kunden auf den Sparanteil der Prämie – das ist der Teil des Beitrags, der nach dem Abzug von Verwaltungskosten und Provisionen übrig bleibt – eine Mindestverzinsung, die zurzeit bei 2,75 Prozent liegt. Außerdem beteiligen die Unternehmen den Kunden mit der so genannten Überschussbeteiligung an den Kapitalerträgen. Im Durchschnitt liegt die Gesamtverzinsung der Verträge in diesem Jahr bei 4,2 Prozent auf den Sparanteil.
Das Kapitalmarktrisiko liegt hier also beim Anbieter, der Kunde weiß bereits bei Vertragsabschluss, welche Summe er garantiert mindestens ausgezahlt bekommt, wenn er den Vertrag durchhält – das ist allerdings nur bei rund der Hälfte aller Abschlüsse der Fall.
Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen gibt es keine Mindestverzinsung, aber auch höhere Renditechancen. Der Kunde trägt das Risiko der Kapitalmarktentwicklung alleine. Will er es senken und sich eine Garantie etwa für den Kapitalerhalt kaufen, muss er dafür extra zahlen oder in renditeschwächere Fonds investieren. Nach Abzug der Kosten fließt sein Geld in verschiedene Fonds, die er bei vielen Anbietern selbst auswählen kann.
Bei beiden Varianten hat der Kunde ein Problem, wenn er im Alter das Geld auf einen Schlag ausgezahlt bekommt und das Kapital nicht verbrauchen will: Er benötigt eine neue Geldanlage und muss erneut Abschlusskosten und Provisionen zahlen.
Hier setzen so genannte „Whole-Life“-Konzepte an, die in Großbritannien seit Jahrzehnten verbreitet, in Deutschland aber noch nicht lange auf dem Markt sind. Diese Policen haben Laufzeiten, die weit über das Renteneintrittsalter von 65 Jahren hinausgehen, sie können bis zum 100. Lebensjahr oder bis zum Lebensende reichen. Bei klassischen Kapitallebensversicherungen scheuen die Anbieter wegen der Mindestverzinsung derart lange Laufzeiten.
Sparverträge vom Typ „Whole Life“ werden künftig in Deutschland enorm an Bedeutung gewinnen, ist Jürgen Schwarz, Abteilungsleiter Produktmanagement bei der Gerling Leben, überzeugt. Bei diesen Modellen soll der Kunde im Alter Steuern sparen können. „Das Whole-Life-Konzept wird in der ganzen Branche zum Trend“, sagt er.
Der Kunde schließt in jungen Jahren einen Sparvertrag ab, der ihn im Idealfall lebenslang begleitet. Er kann die Police bei Bedarf mit einer Berufsunfähigkeitspolice und einem Todesfallschutz kombinieren. Gründet er eine Familie oder will aus anderen Gründen den Sparprozess phasenweise unterbrechen, stellt er den Vertrag beitragsfrei. Soll der Versicherungsschutz erhalten bleiben, werden die Beiträge dafür von den bis dahin aufgelaufenen Fondserträgen gezahlt. „Das Produkt kennt im Grunde keine Laufzeiten“, erläutert Schwarz. Der Vertrag läuft lebenslang. Laufzeiten werden innerhalb einer solchen Police für einzelne Komponenten wie die Dauer des Risikoschutzes oder der Beitragszahlung festgelegt.
Auch bei Whole-Life-Policen ist die Auszahlung des Kapitals zu einem festgelegten Zeitpunkt möglich. Darüber hinaus hat der Kunde verschiedene Alternativen, für die er sich erst im Alter entscheiden muss. Er kann das Geld zum Beispiel beim Versicherer lassen. „Solange sich der Kunde in dem Vertrag bewegt, kann er steuerfrei sparen“, sagt Schwarz. Der Kunde hat aber auch die Möglichkeit, einen Teil des Geldes provisionsfrei in eine Rentenversicherung umzuwandeln. Eine weitere Alternative ist die Entnahme von Teilbeträgen. Schwarz: „Der Kunde kann die Auszahlung völlig frei gestalten, und zwar steueroptimiert.“
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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