Die Münchener Rück hat dem Allfinanzgedanken endgültig abgeschworen. „Früher wollten wir ein führender Finanzdienstleister sein“, sagte gestern Konzernchef Nikolaus von Bomhard. „Diese Vision haben wir zurückgeschnitten. Wir wollen uns auf das Risiko konzentrieren.“ Die Gruppe will sich nur noch als Risikospezialist sehen, gleichgültig ob als Rückversicherer – der anderen Versicherern Schutz bietet – oder als Erstversicherer, der mit Endkunden Geschäfte macht.
Damit unterscheidet sich der Konzern, zu dem in Deutschland der zweitgrößte Erstversicherer Ergo gehört, deutlich vom Marktführer Allianz. Während dieser mit der Dresdner Bank eine eigene Banktochter hat, will von Bomhard die Beteiligung von 18,3 Prozent am Kooperationspartner Hypovereinsbank weiter zurückfahren. „Für die Kooperation reichen plus/minus fünf Prozent“, sagte von Bomhard. Der Abbau soll „optimal im Aktionärsinteresse“ organisiert werden.
Mit der Konzentration auf das Kerngeschäft strebt von Bomhard für 2005 einen sehr deutlichen Gewinnsprung an: Die Münchener Rück wolle zwölf Prozent Rendite auf das Eigenkapital von rund 20 Mrd. Euro erwirtschaften, sagte von Bomhard. Das wären 2,4 Mrd. Euro. Für 2004 hatte die Münchener Rück schon im Februar die Rückkehr in die Gewinnzone gemeldet. Der Konzern wies einen Rekordgewinn von 1,83 Mrd. Euro aus, nach einem Verlust von 434 Mio. Euro im Vorjahr – trotz erheblicher Belastungen durch Katastrophen und Altlasten. Wirbelstürme, Erdbeben und Tsunami kosteten den weltgrößten Rückversicherer 713 Mio. Euro.
Das US-Geschäft erwies sich erneut als problembeladen. Die Tochtergesellschaft American Re musste ihre Asbestrückstellungen um 180 Mio. $ und die Schadenreserven für Geschäft aus den Jahren 1997 bis 2001 um 302 Mio. $ nachträglich verstärken. Einen Rückzug schloss von Bomhard jedoch aus. „Wenn, dann hätte man das vor vier Jahren machen müssen.“ Die Münchener Rück brauche eine globale Präsenz. „Außerdem würde sich kaum ein Käufer finden.“ Seit 2002 habe es bei der American Re zahlreiche Änderungen gegeben, sagte von Bomhard. „Von den Leuten, die damals diese Geschäfte gemacht haben, ist niemand mehr da.“ Jetzt habe der Konzern die Lage im Griff. Zwar könne man nicht ausschließen, dass es weitere Nachreservierungen gibt. Aber das heute abgeschlossene Geschäft sei positiv.
Die Gewinnsteigerung des Konzerns 2005 soll trotz Druck auf Preise und Bedingungen gelingen. Ob der Markt sich gerade in der Hoch- oder Niedrigpreisphase befinde, sei unwichtig, sagte von Bomhard. Wichtig sei, welchen Preis die Münchener Rück für ein Risiko brauche.
Keine Probleme für sein Haus erwartet von Bomhard aus den US-Ermittlungen wegen Angebotsbetrug beim Makler Marsh und wegen intransparenter Finanzrückversicherungsgeschäfte. Man kooperiere mit den Ermittlern in der Makleraffäre. „In der Finanzrückversicherung rangieren wir unter ferner liefen“, sagte von Bomhard. Eigentlich sei jede Rückversicherung ein Stück Finanzrückversicherung. Wichtig sei die Transparenz bei allen Geschäften.
Quelle: Financial Times Deutschland
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