Der Finanzvertrieb MLP hat sich ehrgeizige Ziele für die kommenden drei Jahre gesetzt. Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg will bis 2007 den Gewinn vor Steuern auf 160 Mio. Euro steigern. 2004 hatte MLP 88 Mio.Euro vor Steuern verdient – ein Anstieg von 27 Prozent nach den 69 Mio. Euro des Vorjahres. Für dieses Jahr kündigte das Unternehmen einen Gewinn von 100 Mio. Euro an. Da MLP 2004 Restrukturierungskosten von 21 Mio. Euro verdauen musste, die heuer nicht wieder anfallen, würden die 100 Mio. Euro operativ einen Rückgang bedeuten. Schroeder-Wildbergs mutige Gewinnprognose für 2007 war Balsam für die Seelen der MLP-Aktionäre und mancher Analysten, die MLP in der Vergangenheit oft euphorisch begleitet hatten. Die Aktie legte um 18,1 Prozent auf 12,83Euro zu.
Bislang hatte der Stabwechsel vom umstrittenen Ex-Vorstandschef Bernhard Termühlen zu Schroeder-Wildberg Anfang 2004 den Aktionären wenig genutzt. Die Aktie tendiert zwischen 10 Euro und 15 Euro – Ende 2000 lag sie noch bei über 160 Euro. Hilfreich für den Kurs war gestern auch die Ankündigung Schroeder-Wildbergs, sich von der Hauptversammlung Aktienrückkäufe von zehn Prozent des Kapitals genehmigen lassen zu wollen.
Der MLP-Chef bestritt, dass es sich bei der 2007-Prognose und der Aktienrückkauf-Möglichkeit um ein Programm zur Förderung des Aktienkurses handelt. Er verwahre sich gegen Vergleiche mit Termühlen, sagte er. Der Ex-MLP-Chef hatte in den neunziger Jahren ein konstantes Gewinnwachstum von 30 Prozent pro Jahr vorhergesagt und nur mit Hilfe von Rückversicherungs- und Factoring-Geschäften erzielt. Unter Letzterem versteht man die Vorfinanzierung von Rechnungen für Dritte. Die Praktiken sind Gegenstand einer Anklage wegen Bilanzfälschung.
Der MLP-Kernmarkt, der Verkauf von Lebensversicherungen, ist zur Zeit von Unsicherheit geprägt. Ende 2004 fiel das Steuerprivileg für Kapitallebensversicherungen weg. Im ersten Quartal habe man vor allem die Mitarbeiter geschult und Rürup-Renten mit verbundener Berufsunfähigkeit verkauft, sagte Vorstand Gerhard Frieg. Der Gewinn für die ersten drei Monate werde nicht wesentlich unter dem des Vorjahresquartal liegen, sagte Schroeder-Wildberg. Dazu trugen auch Überlaufeffekte aus dem Boomjahr 2004 bei.
Für Kunden, die älter sind als 40 Jahre, will MLP das Vermögensmanagement ausbauen und die „Funds under Management“ von 2,5 Mrd. Euro auf 5 Mrd. Euro erhöhen. Kräftig wachsen will der Finanzvertrieb in der betrieblichen Altersversorgung. Zahlen von Unternehmen, bei denen MLP Verträge verkauft, wollte Schroeder-Wildberg aber nicht nennen. Es gebe viele Anbahnungen. Bei den 170 000 niedergelassenen Ärzten soll MLP künftig den Helferinnen die „Gesundheitsrente“ verkaufen. Das gebe Zugang zu den Ärzten, sagte Schroeder-Wildberg. Außerdem plant MLP, die Auslandsaktivitäten auszubauen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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