Die Preise für die Autoversicherung werden nach Ansicht der HUK-Coburg in diesem Jahr weiter sinken. „Wir stehen schon mitten in einem neuen Preiskampf“, sagte Rolf-Peter Hoenen, Chef des zweitgrößten deutschen Autoversicherers, gestern auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Seine Gesellschaft, die seit Jahren Marktanteile auf Kosten der Allianz und anderer Anbieter gewinnt, plane aber keine weiteren Senkungen.
Im September 2004 hatte die Allianz einen neuen Tarif mit Sonderpreisen für den öffentlichen Dienst eingeführt, der direkt auf die HUK-Coburg zielte. „Die Preissenkungen der Allianz betrugen 12 bis 15 Prozent“, behauptete Hoenen gestern. Die Allianz bestreitet dies. „Die Absenkung lag unter zehn Prozent“, sagte ein Sprecher.
Die HUK-Coburg antwortete im November mit einem um zwei Monate vorgezogenen neuen Tarif, in dem sie die Preise um durchschnittlich drei Prozent absenkte. Inzwischen planen die meisten Autoversicherer günstige Angebote, einige wie die Provinzial Düsseldorf haben sie bereits eingeführt. Sie ist um fünf Prozent nach unten gegangen.
Hoenen warf Wettbewerbern vor, „mit nicht bedarfsgerechten Tarifen“ verloren gegangene Marktanteile zurückgewinnen zu wollen. Die Allianz setze dafür verstärkt ihre Tochter Vereinte Speziale ein, die besonders günstige Tarife biete. Auch gegen diesen Vorwurf wehrte sich das Unternehmen: Die Speziale sei nur im Belegschaftsgeschäft mit großen Kunden wie BMW oder Siemens aktiv.
Die neuen Spezialpreise der Allianz für den öffentlichen Dienst seien nicht kostendeckend, attackierte Hoenen. „Wenn ein Versicherer einen Beamtentarif einführt, der etwa auf unserem Niveau liegt, dieser Versicherer aber dreimal so hohe Vertriebskosten hat, muss das Ergebnis stark negativ sein“, sagte er.
Trotz der Preissenkungen bei Wettbewerbern gewinne die HUK-Coburg weiter Marktanteil. „Wir sind optimistisch, auch 2005 stärker zu wachsen als der Markt“, prognostizierte Hoenen. Die Gruppe steigerte die Zahl der versicherten Kraftfahrzeuge 2004 um 3,2 Prozent auf 7,2 MillionenEuro. Der Markt legte in dieser Zeit nur um ein Prozent zu. Die Allianz gab 2004 in Deutschland weiter nach, wenn auch weniger als in den Vorjahren – ihre Stückzahl sank von 8,8auf 8,79 Millionen Fahrzeuge. Inzwischen steigerte die HUK-Coburg durch die Übernahme der Versicherer im Raum der Kirchen (VRK) die Stückzahl um weitere 207 000 und rückt mit 7,4 Millionen noch näher an den Marktführer heran.
HUK-Coburg hat keine Vertreter und verkauft kaum über Makler, sondern über Servicebüros und Vertrauensleute im öffentlichen Dienst, die niedrige Provisionen erhalten. Der Direktversicherer HUK 24 bietet Policen über das Internet an. Die von einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit geführte Gruppe hat ihre Wurzeln im öffentlichen Dienst. Inzwischen hat sie sich über Töchter zwar für alle Kunden geöffnet, behielt aber das Image des Billiganbieters.
Die Prämieneinnahmen der Gruppe stiegen 2004 um 5,4 Prozent auf 4,13 Mrd. Euro, davon kamen 2,33 Mrd. Euro – plus 2,4 Prozent – aus der Autoversicherung. Der Überschuss stieg um 27 Prozent auf 232 Mio. Euro. Vor Steuern verdiente die HUK-Coburg 409 Mio. Euro, nach 299 Mio. Euro2003.
Seit Jahresanfang hält die HUK-Coburg die Mehrheit an der VRK Holding. Die kirchlichen Versicherer sollen erhalten bleiben, allerdings legt die HUK-Coburg viele Verwaltungsfunktionen zusammen und streicht damit Arbeitsplätze. Hoenen: „Ein Abbau der Mitarbeiterkapazitäten von 730 auf rund 450 ist nötig.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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