Köln verspricht sich vom katholischen Weltjugendtreffen große Werbeeffekte
Es war die Kreuzkröte. Sie versetzte die Veranstalter des XX. Weltjugendtags in Köln in helle Aufregung. Ursprünglich sollte der Abschlussgottesdienst mit dem Papst in der Hangelarer Heide bei St. Augustin stattfinden. Doch Naturschützer rebellierten: Die Besuchermassen würden die dort lebenden Kreuzkröten vertreiben. Vor Gericht erzwangen sie die Verlegung der Messe, die Veranstalter mussten sich einen neuen Ort suchen.
Der Besuch des Papstes ist der Höhepunkt des Weltjugendtags, der vom 16. bis zum 21. August in Köln stattfinden wird. Dank importierter Reliquienschätze wie den Gebeinen der Heiligen Drei Könige hat die Stadt seit dem Mittelalter viel Erfahrung mit großem Pilgerandrang. Die Vorfreude auf das Ereignis ist groß. Vor dem Dom zählt eine Anzeigetafel mit leuchtenden Ziffern die verbleibenden Tage bis zum Weltjugendtag. „Wir kalkulieren mit 400 000 Gästen“, sagt Hermann-Josef Johanns, Geschäftsführer der Weltjugendtagsgesellschaft.
Nicht nur die Querelen um die Kröte beunruhigten die Kölner Katholiken. Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. bangten sie, ob auch sein Nachfolger zum Weltjugendtag kommen würde. Nach der Wahl von Joseph Ratzinger steht das nun nicht mehr in Frage. Auch ein neuer Ort für den Abschlussgottesdienst ist gefunden – im Braunkohletagebau Marienfelde in Frechen.
Mit veranschlagten Kosten von 100 Mio.Euro ist der Weltjugendtag eine finanzielle Herausforderung. Die Bistümer der katholischen Kirche in Deutschland übernehmen 30 Mio. Euro. Bund, Land, Stadt und EU steuern zusammen 15 Mio.Euro bei. 15 Prozent der Kosten sollen „über Werbung oder Merchandising“ gedeckt werden, sagt Johanns. Der Rest des Geldes kommt von den jungen Pilgern. Sie zahlen zwischen 40Euro und 169 Euro, je nachdem, ob sie einen Schlafplatz, Verpflegung oder beides brauchen. Jugendliche aus armen Ländern erhalten einen Rabatt.
„Die Teilnehmer bekommen quasi ein All-inclusive-Angebot“, sagt Günter Wieneke, Weltjugendtagsbeauftragter der Stadt Köln. Viel Geld werden sie deshalb nicht ausgeben. Die Förderung der Stadt in Höhe von 1,5 Mio. Euro werde sich „trotzdem amortisieren“, glaubt er. Denn eine bessere Werbung für Köln gebe es kaum. Zudem würden viele Teilnehmer später noch einmal als Touristen kommen. Wieneke freut sich auf den Wiederholungsbesucher. Denn der werde „Geld in der Stadt lassen“.
Zitat:
„Die Teilnehmer bekommen quasi ein All-inclusive- Angebot“ – Günter Wieneke, Stadt Köln
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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