Die Münchener Rück steht „sinnvollen Konsolidierungsüberlegungen“ im Bankenbereich unter Einbeziehung der HypoVereinsbank (HVB) nicht im Wege. An der bestehenden Vertriebskooperation zwischen der Münchener-Rück-Tochter Ergo und der Bank wolle der Versicherungsriese aber möglichst festhalten, sagte ein Sprecher.
Der weltgrößte Rückversicherer hält 18,4 Prozent an der HVB. Das Management unter Führung von Vorstandschef Nikolaus von Bomhard hat in den letzten zwei Jahren kein Hehl daraus gemacht, dass ihm dieser Anteil viel zu hoch ist. Zu sehr hängt das Ergebnis der Münchener Rück von den Zahlen der Bank ab – im Januar wurde sie von den Immobilienabschreibungen der HVB kalt erwischt. Die Altlastenbeseitigung der HVB schlug direkt negativ auf das Ergebnis der Münchener Rück für das Jahr 2004 durch und sorgte für fallende Aktienkurse bei dem Rückversicherer.
Der Idee eines Allfinanzanbieters von Bank und Versicherung, wie die Allianz sie verficht, hatte von Bomhard erst im März eine deutliche Absage erteilt. „Früher wollten wir ein führender Finanzdienstleister sein“, sagte er. „Diese Vision haben wir zurückgeschnitten. Wir wollen uns auf das Risiko konzentrieren“, also auf die Versicherungs- und Rückversicherungsakti-vitäten.
Für die Kooperation zwischen Münchener Rück und HVB reichten plus/minus fünf Prozent, sagte von Bomhard vor zwei Monaten. Das Unternehmen wollte gestern nicht kommentieren, ob es sich auch eine Trennung von seinem gesamten Anteil vorstellen kann.
Die Vertriebskooperation möchte wohl niemand an der Königinstraße leichtfertig aufgeben. Immerhin 25 Prozent des Ergo-Neugeschäfts in der Lebensversicherung stammen von den Bankschaltern des Partners. In der Kranken- und Schaden-Unfallversicherung spielt der Bankvertrieb dagegen kaum eine Rolle.
Die Münchener Rück hatte den größten Teil der HVB-Aktien 2001 von der Allianz erworben. Das war Teil der Entflechtung der beiden Versicherungsriesen. Damals hielt die Münchener Rück 25,7 Prozent. An mehreren Kapitalmaßnahmen und der Ausgliederung der Hypo Real Estate beteiligte sich der Rückversicherer nicht. Seit 2003 liegt sein Anteil deshalb bei gut 18 Prozent.
Dem Freistaat Bayern kommt bei dem angestrebten Zusammenschluss HVB-Unicredito lediglich eine Beobachterrolle ohne großen Einfluss zu. Ministerpräsident Edmund Stoiber hebt zwar immer wieder die Bedeutung des Finanzstandortes München hervor, doch stemmte er sich auch gegen eine Privatisierung der Bayern LB als möglichen HVB-Fusionskandidaten. Das bayerische Wirtschaftsministerium wollte gestern keine Stellungnahme abgeben.
Quelle: Financial Times Deutschland
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