Die Dresdner Bank hat die Bankkunden, die von Vertretern der Muttergesellschaft Allianz geworben wurden, organisatorisch vollständig von den anderen Kunden getrennt. Die Betreuung der ersten Gruppe erfolgt nur noch über die Allianz-Vertreter und nicht über Filialen des Instituts.
Das geht aus der neuesten Ausgabe des Allianz-Magazins für den Außendienst hervor. Die Umstellung wurde auf Druck der Vertreter vorgenommen. „Damit wurde ein lang gehegter Wunsch der Agenturen erfüllt“, erklärte Jörg Knoll, Wertpapierberater bei der Allianz, in dem Magazin. „Nun wissen die Agenturen, dass ihr Kunde auch wirklich ihr Kunde bleibt.“ Bisher fürchteten Vertreter, dass der Verkauf eines Dresdner-Bank-Kontos an einen Versicherungskunden zur Abwanderung führen könnte – möglicherweise versuche dann die Bank, dem Kunden Investmentfonds oder anderes zu verkaufen, so die Befürchtung.
„Die Dresdner Bank hatte früher sechs Regionen und hat jetzt eine virtuelle siebte bekommen“, bestätigte ein Sprecher des Allianz-Konzerns. Die Umstellung sei schon Ende 2004 durchgeführt worden. „Die Kunden können natürlich die Filialen für Überweisungen, Bargeldabhebungen und die Geldautomaten nutzen“, sagte er. Bestehe aber Beratungsbedarf, werde die Filiale den Kunden an den Vertreter verweisen. „Der Vertreter hat die Vorgespräche geführt und kennt ihn.“
Allianz-Chef Michael Diekmann hat dem Außendienst das Ziel gesetzt, im „Bankjahr“ 2005 300 000 neue Kunden für die wachstumsschwache Dresdner Bank unter den 16 Millionen Versicherten zu gewinnen. Damit will Diekmann die Kapitalmärkte vom Sinn des Allfinanzmodells der Allianz überzeugen. Bisher wurden vor allem Policen über die Schalter der Dresdner verkauft – ähnliches machen aber auch andere Versicherer, ohne gleich für 24 Mrd. Euro eine Bank zu kaufen. Jetzt soll der Vertrieb von Bankkonten über Versicherungsvertreter das Modell rechtfertigen.
Im ersten Quartal waren es nur 42 000 Neukunden, denen der Vertrieb rund 80 000 Konten, Kreditkarten, Kredite oder Anlageverträge verkaufte. Dennoch ist die Allianz davon überzeugt, dass die Vertreter das Ziel erreichen.
Gut liefen vor allem die kostenfreien Jugendkonten, Geldmarktkonten, die Kreditkarte mit Tankbonus – die gerne mit Autopolicen verkauft wird – und Fondssparpläne, sagte der Allianz-Sprecher.
Ziel der Kampagne sind vor allem Allianz-Versicherte, die bisher ihre Bankgeschäfte bei den Sparkassen oder den Volks- und Raiffeisenbanken abwickeln. „Das sind 85 Prozent unserer Versicherungskunden“, sagte er.
Vertreter monieren vor allem die Langsamkeit der Dresdner Bank. „Es kann nicht sein, dass ich als Vertreter ein Darlehen platzieren möchte, aber manchmal 14 Tage brauche, bis es bei der Bank genehmigt ist“, sagte Allianz-Vertreter Stefan Frank in der Hauszeitung. „Das geht bei der Sparkasse schneller.“ Frank forderte auch Ansprechpartner für gewerbliche Finanzierungen.
Beides will der Konzern jetzt angehen. Im zweiten Halbjahr werde ein schneller Kreditprozess eingeführt, versprach Wolfgang Marquardt, im Allianz-Vertrieb für die Spezialberatung in Bank- und Wertpapierdingen verantwortlich. Gewerbliche Finanzierungen über die Allianz-Vertreter würden zur Zeit erprobt.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo