Die neue Provinzial Nordwest will weiter expandieren. „Wir sind offen für jede sinnvolle Zusammenarbeit mit anderen öffentlichen Versicherern“, sagte der künftige Vorstandschef Heiko Winkler. Der Konzern, der aus der Fusion der Provinzial-Gruppen in Münster und Kiel hervorgeht, prüft zurzeit eine enge Zusammenarbeit mit der Sparkassenversicherung in Stuttgart und Wiesbaden in der Vermögensverwaltung und Datenverarbeitung.
Winkler wollte eine spätere Fusion mit Stuttgart nicht ausschließen. „Wir denken jetzt über IT und Asset Management nach. Was daraus dann eines Tages wird, werden wir hinter verschlossenen Türen besprechen.“
Die Fusion zwischen Münster und Kiel soll im August abgeschlossen sein und rückwirkend zum 1. Januar 2005 in Kraft treten. Das Geschäftsgebiet umfasst Westfalen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg mit zusammen 15Millionen Einwohnern. Mit Beitragseinnahmen von 3 Mrd. Euro ist der neue Konzern nach der Versicherungskammer Bayern der zweitgrößte öffentliche Versicherer.
In den vergangenen Jahren scheiterten mehrere Anläufe für einen Zusammenschluss zwischen Münster und Düsseldorf. Zuletzt war ein Dreierbund mit Kiel im Gespräch, auch der kam nicht zustande. Die laufende Zusammenarbeit mit Düsseldorf in technischen Fragen will Münster aber fortsetzen.
Die öffentlichen Versicherer, die zur Sparkassen-Finanzgruppe gehören, bilden zusammen mit 10,8 Prozent Marktanteil die zweitgrößte Versicherungsgruppe nach der Allianz mit 16,1 Prozent. Allerdings operieren die Öffentlichen strikt nach dem Regionalprinzip – es gibt in jeder Region nur eine Provinzial, Sparkassenversicherung oder Versicherungskammer. In den letzten Jahren hat vor allem die Versicherungskammer Bayern den Konsolidierungsprozess vorangetrieben und die Schwestergesellschaften in Berlin und im Saarland übernommen. 2004 fusionierten die Sparkassenversicherer in Stuttgart und Wiesbaden. Die jetzt entstehende Provinzial Nordwest ist der dritte große Block, der sich bildet. Käme es dann noch zu einer engen Kooperation mit Stuttgart, wäre es für die allein arbeitenden Gesellschaften – zum Beispiel in Düsseldorf und Hannover – noch schwerer, ohne Partner weiterzumachen.
Die westfälischen Sparkassen halten 40 Prozent der Provinzial Nordwest, der Landschaftsverband Westfalen, ein Zusammenschluss der Kommunen, weitere 40 Prozent. Die Sparkassen in Schleswig-Holstein besitzen 18 Prozent, die ostdeutschen Sparkassen zwei Prozent. Bis Ende 2009 sollen 190 Arbeitsplätze in Kiel und 150 in Münster wegfallen. Bis Ende 2008 habe die Gruppe auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet, sagte Winkler. Die von der Gewerkschaft Verdi angekündigte Klage gegen die Wahl des neuen Vorstands, die im Aufsichtsrat gegen die Arbeitnehmer durchgesetzt wurde, sei kein Hindernis für die Fusion.
Mit dem Geschäftsergebnis 2004 ist Winkler zufrieden. Der Lebensversicherer, der ähnlich wie die Schwester in Kiel in der Börsenkrise rund 500 Mio. Euro verlor, hat sich erholt. In der Schadenversicherung verschlechterte sich die Schaden- und Kostenquote leicht von 90,3 Prozent auf 93,3 Prozent, unter anderem wegen Großschäden in der industriellen Haftpflichtversicherung.
Quelle: Financial Times Deutschland
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