Ginge es nach Ideen aus der Techniker Krankenkasse (TK), gäbe es in Deutschland bald eine Reihe von Behandlungszentren, die nach einem einheitlichen Konzept arbeiten. Die Ersatzkasse hat mit Ärzten einen Prototypen für ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) entwickelt. „Wir haben ein Konzept, das in weiten Teilen standardisiert ist“, sagt Christoph Straub, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK. „Wir wollen eine einheitliche Marke bilden.“
Die MVZ wurden mit der Gesundheitsreform zum 1. Januar 2004 auf den Weg gebracht. Die Zusammenarbeit von Ärzten verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach – unter Einbeziehung auch anderer Gesundheitsberufe – soll eine qualitativ hochwertige und effiziente Versorgung ermöglichen. Die Hoffnung: Patienten bleiben lange Wege erspart, die Behandlung verläuft koordiniert, Doppeluntersuchungen werden vermieden. Vorbild sind die früheren DDR-Polikliniken. MVZ müssen von einem Arzt geleitet werden, Gründer können neben Ärzten aber auch andere medizinische Dienstleister sein, etwa Apotheker.
Einzelheiten zu ihrem Konzept, das sie interessierten Ärzten zur Umsetzung anbietet, wird die TK in Kürze vorlegen, wenn sie das erste MVZ neuen Typs präsentiert. Mit ihm wird die TK einen Vertrag abschließen für Leistungen, die über die normale vertragsärztliche Versorgung hinausgehen. Behandelt würden Versicherte aller Kassen, betont Straub.
Nach Erhebungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gibt es bislang rund 200 Anträge auf Gründung eines MVZ, zugelassen sind etwa 130. In ihnen arbeiten rund 450 Ärzte. Es handelt sich meist um eher kleine Einheiten, oft sind es bereits bestehende Gemeinschaftspraxen, die jetzt lediglich als MVZ firmieren. Rund 70 Prozent der zugelassenen Einrichtungen wurden von Ärzten gegründet, weniger als 20 Prozent von einem Krankenhaus.
„Ein MVZ mit drei bis fünf Ärzten ist aus meiner Sicht auf Dauer zu klein“, sagt TK-Vize Straub. Das erste „Marken-MVZ“ soll nach der Aufbauphase mit zehn Fachärzten arbeiten. „Ich glaube, dass unser Konzept nah an dem liegt, was sich der Gesetzgeber vorgestellt hat“, sagt Straub. Großen Wert legt die TK auf ein einheitliches und hohes Serviceniveau. Das lässt sich durch den großen Mitarbeiterpool einfacher erreichen als in normalen Praxen.
Für Leonhard Hansen, den Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, ist die Fixierung auf den Patienten Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg eines MVZ. Das Zentrum müssse dem Patienten einen Mehrwert bieten, sonst akzeptiere dieser es nicht, glaubt der Mediziner. „Der Patient muss räumlich gebündelt diagnostische und therapeutische Kompetenz geboten bekommen und das auch auf einen Blick erkennen“, sagt Hansen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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