Der Pariser Axa-Konzern trennt sich nach FTD-Informationen von seinem Deutschland-Chef Claus-Michael Dill. Schon Mitte August soll Dill durch den Belgier Eugène Teysen ersetzt werden, heißt es in unternehmensnahen Kreisen. Teysen ist zurzeit im Vorstand der Versicherungsgruppe Fortis Insurance Belgium für das Maklergeschäft zuständig. Axa-Konzernsprecher Christophe Dufraux lehnte jeden Kommentar ab.
Die Pariser Konzernspitze unter Henri de Castries habe Dill nahe gelegt, aus „persönlichen Gründen“ zurückzutreten, heißt es in den Kreisen. Das habe Dill abgelehnt. Sein Vertrag läuft noch über dreieinhalb Jahre.
Der Wechsel an der Spitze der deutschen Axa-Gruppe soll in Aufsichtsratssitzungen der Konzerngesellschaften Mitte August abgesegnet werden. Die Axa ist nach der Allianz Europas zweitgrößter Versicherungskonzern gemessen an ihren Prämieneinnahmen. In Deutschland gehört die Gruppe zu den größten sechs.
Dill sei nicht über einen konkreten Anlass oder schlechte Zahlen gestolpert, heißt es. „Bisher liegen die Zahlen des deutschen Konzerns für 2005 sehr deutlich über Plan“, sagte ein Manager.
Der Grund für die Trennung: Dill habe sich als nicht „geschmeidig“ genug bei der Umsetzung von Vorgaben der Pariser Zentrale gezeigt. „Er eignet sich schlecht als Befehlsempfänger, als Exekutor für Entscheidungen, die in Paris getroffen wurden.“ Paris habe inzwischen immer mehr Entscheidungen an sich gezogen. „Für jede Investition über 10 Mio. Euro brauchte das deutsche Management inzwischen neun Unterschriften.“
Dills Abgang dürfte in der Branche nicht ohne Häme kommentiert werden. Der Manager war mehrfach gegen die Branchenmehrheit aufgetreten und hatte unter anderem die Rettung der Mannheimer Leben durch eine konzertierte Aktion der deutschen Versicherer verhindert.
Dills Position im Konzern galt schon als angeschlagen, als Konzernchef de Castries vor kurzem eine neue Zwischenebene in den Konzern einzog. Die Region Nordeuropa aus den Gesellschaften in Deutschland, der Schweiz und Benelux steht unter der Führung von Alfred Bouckaert, Chef der belgischen Landesgesellschaft – von Dill, Chef der ungleich größeren deutschen Axa, war damals nicht die Rede. Dill blieb zwar Mitglied des 15-köpfigen Exekutivkomitees in Paris. Auf einer Pressekonferenz jüngst in Bordeaux verteidigte de Castries die deutsche Axa und Dill aber bereits bemerkenswert defensiv.
Dill hatte die Führung des ertrags- und wachstumsschwachen Versicherers Colonia, der in der Axa aufgegangen ist, 1999 übernommen. Die Ergebnisse für 2004 legen erste Erfolge in der Sanierung nahe, auch wenn einzelne Schwachstellen bleiben – so scheiterte die Axa Leben erneut als eine von drei Gesellschaften an einem Stresstest der Allfinanzaufsicht BaFin.
Der 51-Jährige hatte seine Karriere 1981 bei der PR-Agentur Kauders International begonnen. Drei Jahre später wechselte er zu McKinsey. 1987 ging er zur Swiss Re und übernahm für den Konzern kurz danach die Schließung der problembeladenen Tochter Schweiz Versicherung. 1994 wechselte er als Finanzchef zu Gerling und kam dann zur Axa.
Quelle: Financial Times Deutschland
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