Anlagetipps für Bischöfe und Stiftungsdirektoren

Asset-Consultants liefern institutionellen Anlegern Konzepte für den Finanzeinsatz · Der Markt soll auch in Deutschland wachsen

Kirchen und Gewerkschaften, Altersvorsorgewerke und Stiftungen – bei allen Unterschieden haben sie eines gemeinsam: Sie verwalten viel Geld, das sie so sicher und so rentabel wie möglich anlegen müssen. In den USA lassen sich die meisten dieser institutionellen Anleger von so genannten Asset-Consultants beraten. In Deutschland ist der Markt für diese Berater noch klein. Aber er wächst.

Asset-Consultants sind Dienstleister, die für große Einrichtungen oder Unternehmen Konzepte für deren Vermögensanlage erstellen. Anders als Investmentgesellschaften legen sie das Geld nicht selbst an, sondern unterstützen die Kunden bei der Entscheidung, ob das Kapital in Aktien, festverzinsliche Wertpapiere oder Immobilien fließen soll und welcher Anbieter das Mandat dafür bekommen könnte.

In Deutschland gibt es nach Schätzungen von Uwe Rieken, geschäftsführender Partner des Asset-Beraters Faros Consulting, etwa 500 institutionelle Anleger, für die diese Dienstleistung in Frage kommen. Das sind unter anderem Versicherer, Pensionskassen und Banken. Der Asset-Berater betreut Kunden mit einem Anlagevermögen ab 50 Mio. Euro. Darunter sind die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder, die für die Betriebsrenten von vier Millionen Beschäftigten zuständig ist, und Bistümer der katholischen Kirche.

„Der Finanzdirektor eines Bistums ist kein Anlagemanager“, sagt Rieken. Die Verantwortlichen haben nach seinen Erfahrungen häufig schon aus Zeitmangel nicht den erforderlichen Marktüberblick, um sinnvolle Investitionsstrategien zu entwickeln. Oft holen sie sich deshalb Rat bei Banken – was zu Interessenkollisionen führen kann, da diese selbst Anlageprodukte anbieten.

Beratungsunternehmen wie Alpha Portfolio Advisors, Feri Institutional, Georg Seil oder Faros Consulting beobachten den Markt. Haben sie für den Kunden eine Anlagestruktur entwickelt, schreiben sie in seinem Auftrag die Vermögensverwaltung aus und prüfen Angebote. In Deutschland vergeben nach Angaben von Rieken etwa 20 Prozent der institutionellen Anleger Vermögensverwaltungsmandate mit Hilfe von Asset-Consultants. Doch künftig wächst der deutsche Markt jährlich um 25 Prozent, ist er überzeugt.

Auch Michael Jung, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Berufsständischer Versorgungseinrichtungen, beobachtet den Trend zur größeren Nachfrage von Beratungsleistungen bei der Vermögensanlage. „Wer die ganze Palette der Anlagemöglichkeiten nutzen will und in bestimmten Segmenten keine Erfahrung hat, wird diese Dienstleistung in Anspruch nehmen“, sagt er. Die Investition in hochspekulative Hedge-Fonds setzt ein Know-how voraus, das oft fehlt. Wer dagegen festverzinsliche Wertpapiere kauft, dem reicht auch die Information der Hausbank, sagt Jung. „Auch die Beratungsleistung kostet Geld.“ Noch aus anderen Gründen verzichten institutionelle Investoren auf den Rat von außen. „Manche haben die Sorge, dass sie zu viel Verantwortung abgeben“, sagt Jung. Sind die Geschäftsführer anderer Meinung als ihre Berater, müssen sie sich gegenüber den zuständigen Gremien rechtfertigen.

Gute Erfahrungen mit der externen Beratung bei der Vermögensanlage hat das Ärzteversorgungswerk Nordrhein gemacht. Es ist für die künftige Altersversorgung von mehr als 38 000 Medizinern zuständig und zahlt fast 8000 Ärzten Renten. Bei der Entscheidung über die Anlagestruktur und die Vermögensverwaltung greift die Ärzteversorgung auf die Dienstleistungen des Beraters Feri Institutional zurück. „Wenn wir das selbst machen würden, müssten wir ein ungeheures Expertenwissen vorhalten“, sagt Geschäftsführer Dirk Lepelmeier vom Ärzteversorgungswerk. Das Versorgungswerk selbst beschäftigt aber Spezialisten, die für die Kontrolle der Berater zuständig sind. „Wenn wir sie nicht hätten, wären wir den Beratern völlig ausgeliefert“, sagt Lepelmeier.

Zitat:

„Der Finanzdirektor eines Bistums ist kein Anlagemanager“ – Uwe Rieken, Faros Consulting

Bild(er):

Gerson von Bleichröder (1822-1893) war der Privatbankier Otto von Bismarcks und beriet den Reichskanzler auch in wirtschaftlichen und politischen Fragen. 1871 wurde er zu den Verhandlungen über die französischen Kriegsentschädigungen herangezogen. Für seine Verdienste wurde er 1872 als erster nicht getaufter Jude geadelt – Jüdisches Museum Berlin

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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