Axa-Chef streitet internen Machtkampf ab

Versicherer verteidigt Verbleib des Vertriebs im Konzern als „Sachentscheidung“ · Vertreter hatten protestiert

Von Herbert Fromme, Köln Axas Deutschlandchef Eugène Teysen hat Informationen über einen verlorenen Machtkampf mit seinen Vertretern zurückgewiesen. Teysen hatte am Wochenende bekannt gegeben, den spektakulären Plan für die Ausgliederung der Vertriebsgesellschaft auf Eis zu legen. „Diese Entscheidung habe ich allein nach einer Überprüfung des Projektes und Diskussionen mit vielen Beteiligten getroffen“, sagte Teysen der FTD. Er ist seit September Chef der Axa Deutschland. Es handele sich um eine reine Sachentscheidung. „Das hat nichts zu tun mit Druck von Vertretern oder anderen.“

Die Idee des Teysen-Vorgängers Claus-Michael Dill hatte das traditionelle Geschäftsmodell der deutschen Assekuranz in Frage gestellt. Im Juni hatte Axa Deutschland bestätigt, die Verlagerung des Vertriebs in eine eigene Aktiengesellschaft zu prüfen. Die Axa Kundenbetreuung AG, so der Arbeitstitel, sollte Mitte 2006 an den Start gehen. Bislang verkaufen die Versicherer den größten Teil ihrer Policen über freiberufliche Vertreter, die in der Regel nur für einen Konzern arbeiten. Eine separate Vertriebsorganisation muss sich nicht auf Angebote des Konzerns beschränken, sondern wäre offen für Angebote Dritter. Drei Monate nach der Axa teilte Marktführer Allianz mit, dass er den Vertrieb ebenfalls in eine separate Firma ausgliedern will. Allerdings sollen die Vertreter keine Drittprodukte anbieten.

Nach Angaben von Axa-Vertretern hatte sich die Unternehmervereinigung selbständiger Versicherungskaufleute im Axa-Konzern (USV) heftig gegen den Schritt gewehrt. Das bestätigte Michael Heinz, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). „Sowohl BVK als auch USV haben protestiert“, sagte Heinz. Die Vertreter lehnen die Ausgliederung ab, weil sie dann nicht mehr für einen Versicherer, sondern eine externe Vertriebsgesellschaft verkaufen. „Damit hängen viele Probleme zusammen, das fängt bei der Umsatzsteuer an und geht bis zur Altersversorgung.“ Die Axa hat 2600 freiberufliche Vertreter, weitere 700 Verkäufer sind bei Vertretern angestellt.

Während die Allianz an ihrem Plan festhält, macht die Axa jetzt einen Rückzieher. Teysen sagte, das mit der angedachten Umorganisierung verfolgte Ziel der größeren Effektivität könnte erreicht werden, ohne dass man durch die Widrigkeiten einer Ausgliederung des Vertriebs gehen müsse. „Ich glaube nicht, dass wir die Verselbstständigung brauchen.“ So etwas sei möglicherweise vor zwei oder drei Jahren die richtige Antwort auf Probleme gewesen, heute allerdings nicht mehr.

Ein langwieriger Umbau und unzufriedene Vertreter würden den neuen Deutschlandchef in dieser Phase vor besonders heikle Probleme stellen: Nach dem Wechsel an der deutschen Spitze ist die Gruppe bemüht, die hohen Vorgaben aus Paris einzuhalten. Konzernchef Henri de Castries ist nicht mehr damit zufrieden, dass die Axa in Deutschland die Nummer fünf in der Schaden- und Unfallversicherung und die Nummer sieben in der Lebensversicherung ist. Er hat der deutschen Tochter Wachstumsraten von 8,2 Prozent für die kommenden Jahre verordnet – 2004 hatte sie 0,7 Prozent erreicht. „Wir wollen deutlich stärker als der Markt wachsen“, sagte Teysen und relativierte die 8,2-Prozent-Vorgabe damit.

Zitat:

„Das hat nichts zu tun mit Druck von Vertretern“ – Eugène Teysen, Axa –

Bild(er):

Hehre Ziele: Axa Deutschland tut sich schwer, die hohen Wachstumsvorgaben des Konzerns, hier das Bürogebäude im Pariser Geschäftszentrum La Défense, einzuhalten – Paul Glaser

Quelle: Financial Times Deutschland

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