Hannoveraner Konzern zahlt 1,3 Mrd. Euro · Keine Einzelheiten zu Arbeitsplätzen und Integration
Von Herbert Fromme, Köln Die Aufsichtsräte der beteiligten Gruppen haben gestern die Übernahme der aktiven Versicherungsunternehmen des Kölner Gerling-Konzerns durch die Hannoveraner Talanx/HDI-Gruppe gebilligt. Die Verträge sollen heute unterschrieben werden.
Die Unternehmen wollten keine Angaben zu Details des Kaufvertrags machen. „Wir wollen zum jetzigen Zeitpunkt keine Einzelheiten nennen“, sagte ein Talanx-Sprecher gestern. Gründe für die Geheimniskrämerei des Konzerns nannte er nicht.
Gerling wurde von seinen Besitzern Rolf Gerling, der 94 Prozent hält, und Joachim Theye nach der schweren Krise des Konzerns vor drei Jahren zum Verkauf gestellt. Zwar hat sich die Versicherungsgruppe von den hohen Verlusten durch Überexpansion und Schadenbelastung erholt. Aber beide Aktionäre waren nicht in der Lage, den künftigen Kapitalbedarf der Gruppe zu decken. In den Verkaufsverhandlungen konnte HDI die US-Investmentgruppe Cerberus ausstechen.
Durch die Übernahme des 101 Jahre alten Gerling-Konzerns durch Talanx entsteht ein Industrieversicherer mit rund 3 Mrd.Euro Prämieneinnahmen. Damit kommt die neue Gruppierung in die Nähe des Marktführers Allianz, der eine ähnliche Größenordnung bei der Versicherung von Großkonzernen gegen Schäden an Gebäuden, Maschinen oder gegenüber Dritten aufweist. Es gibt in Deutschland keine verlässlichen Daten über die Marktanteile im Industrie-Versicherungsgeschäft, weil die Unternehmen das Segment jeweils unterschiedlich definieren.
Nach FTD-Informationen aus Versicherungskreisen zahlt der Talanx-Konzern insgesamt 1,3 Mrd. Euro für die operativen Versicherer Gerling Allgemeine und Gerling Lebensversicherung. Allerdings fließt das Geld nicht vollständig an den Verkäufer, die Gerling-Konzern Versicherungs-Beteiligungs-AG (GKB).
Die Pensionslasten von mehr als 500 Mio. Euro, die zurzeit bei der GKB liegen, werden von den operativen Gesellschaften übernommen. Die entsprechenden Rückstellungen bauen die neuen Talanx-Töchter mit Hilfe der Muttergesellschaft auf. Der bar an die GKB fließende Betrag wird entsprechend gekürzt und dürfte nach Schätzungen aus Branchenkreisen zwischen 700 Mio. Euro und 800 Mio. Euro liegen.
Arbeitsgruppen sollen jetzt die Integration der beiden Gruppen vorbereiten. Es seien keinerlei Entscheidungen zur künftigen Struktur getroffen worden, hieß es in Unternehmenskreisen.
Gerling hat 6800 und der Talanx-Konzern 9800 Beschäftigte. Von den Talanx-Mitarbeitern arbeiten 2000 bei der Rückversicherungstochter Hannover Rück, 7800 in der Erstversicherung mit Endkunden – dem Geschäft, das mit Gerling verschmolzen wird.
Die Industrieunternehmen, die 2003 für 150 Mio. Euro die Gerling Allgemeine stützten und dafür 30 Prozent erhielten, sollen herausgekauft werden. Unter ihnen sind etwa Lufthansa und Bayer. In Gerling-Unternehmenskreisen hieß es, dass ihnen rund 210 Mio. Euro geboten worden seien. Danach will der Konzern die verbleibenden 4,5 Prozent durch einen Squeeze-out von den Minderheitsaktionären übernehmen.
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Klare Machtverhältnisse:Der vergleichsweise kräftige Talanx-Konzern schluckt Gerling
www.ftd.de/Gerling
Quelle: Financial Times Deutschland
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