Wissenslücke bei kleinen Unternehmen · Schutz gegen Zahlungsausfall gibt es seit mehr als 100 Jahren · Frühe Anbieter erlitten Schiffbruch
Globalisierung und hohe Insolvenzzahlen machen Geschäftsbeziehungen immer schwieriger. Für international tätige Konzerne ist es selbstverständlich, das Risiko des Zahlungsausfalls zu versichern. „Es gibt kein Großunternehmen ohne Kreditversicherung“, sagt Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Aber bei kleinen Unternehmen sieht das ganz anders aus.
Bei einer Umfrage des GDV unter 500 mittelständischen Unternehmen gaben nur 28 Prozent der Firmen an, eine Kreditversicherung zu haben. „Viele kleine Unternehmen kennen die Kreditversicherung gar nicht“, sagt Brockmann.
Dabei ist die Kreditversicherung keineswegs ein neues Instrument. Den ersten Kreditversicherer gründete 1849 eine französische Bank. Doch sie hatte keinen Erfolg. Denn die Bank wollte Firmen finanzieren, für die sie einstehen musste. So wollte die Bank Versicherungsfälle vermeiden und gezahlte Leistungen wieder hereinbekommen.
Auch Ende des 19. Jahrhunderts in England gegründete Kreditversicherer scheiterten. Der Grund: Sie überließen ihren Kunden die Auswahl des Versicherungsrisikos und ersetzten den gesamten Schaden. Spätere Kreditversicherer haben aus diesen Fehlern gelernt. Heute suchen sich die Versicherer die Risiken aus und übernehmen nie die volle Deckung. Weil der Kunde einen Teil der Verluste selbst tragen muss, hat er anders als die Geschäftsleute im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts das Interesse, Schäden zu vermeiden.
Der weltweit älteste heute existierende Kreditversicherer ist die 1893 in den USA gegründete American Credit Indemnity Co. of New York. Sie ist heute Teil der deutsch-französischen Euler Hermes Gruppe, die vom Versicherer Allianz kontrolliert wird. Der deutsche Teil der Gesellschaft wurde als Hermes Kreditversicherungsbank 1917 gegründet – mitten im ersten Weltkrieg. Die Gründer des noch existierenden ältesten deutschen Kreditversicherers bereiteten sich auf die Nachkriegszeit vor. Sie erwarteten, dass es beim Wiederaufbau großen Bedarf nach einer Kreditversicherung als Schutz für Gläubiger geben würde. Das war tatsächlich der Fall. Im Jahr 1923 wurde die Rheinische Garantiebank Kautionsversicherung ins Leben gerufen, die ab Anfang der 60er Jahre Allgemeine Kredit hieß und 1996 in der französischen Coface aufging.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in wenigen Jahren Nachfrage an Kreditversicherungspolicen. Deshalb lohnte sich 1954 die Gründung der Gerling-Konzern Speziale Kreditversicherung, die inzwischen verkauft wurde und nun Atradius heißt. Heute kommen in Deutschland Euler Hermes, Atradius und Coface zusammen auf Prämien von mehr als 1,1 Mrd. Euro im Jahr, R+V und acht weitere Versicherer müssen sich Beiträge von rund 200 Mio. Euro teilen.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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