Auch Banken mit hohen Einlagen profitieren · Private-Equity-Branche besorgt
Die Finanzbranche sieht sich durch die Zinserhöhung kaum betroffen, da sie moderat ausgefallen ist. Weitere Zinsschritte würden allerdings die Beteiligungsgesellschaften hart treffen, da sie für ihre Firmenübernahmen keine so hohen Kredite mehr aufnehmen könnten. Für die Lebensversicherer ist der Schritt ein Hoffnungszeichen – sie litten unter der Niedrigzinsphase.
Für die Banken lässt sich keine pauschale Aussage treffen. „Wie schnell die Institute die höheren Refinanzierungskosten an ihre Kunden weitergeben können, ist auch eine Frage des Wettbewerbs“, sagt Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank. Analysten äußerten sich positiv. „Der Zinsschritt bewirkt zumindest vorübergehend höhere Margen“, sagt Ralf Breuer, Bankanalyst der WestLB. „Gerade Banken mit hohem Einlagenanteil wie die Postbank profitieren, da die Einlagenzinsen nicht so schnell angepasst werden.“ Schwierig würde es für die Banken erst, wenn die Zinshöhe Aktienmarkt und Konjunktur beeinträchtige – das sei aber noch nicht abzusehen.
Die Versicherungsbranche wertete den Schritt neutral bis günstig „Ein moderater Zinsanstieg ist für eine Branche, die Zinsgarantien abgibt, positiv zu sehen“, sagte eine Sprecherin des Marktführers Allianz Leben. „Für unsere Anlagepolitik wäre ein höheres Kapitalmarktzinsniveau grundsätzlich positiv, allerdings sollte eine Bewegung zu höheren Renditesätzen graduell erfolgen“, sagte Dietmar Meister, Finanzvorstand AMB Generali. Den Lebensversicherern können Zinserhöhungen kurzfristig Probleme bereiten: Die Kurse der von ihnen gehaltenen festverzinslichen Anleihen sinken, es droht eine Abschreibung. Anderseits sind sie langfristig dringend notwendig. Denn die Versicherer haben ihren Kunden eine garantierte Mindestverzinsung von bis zu vier Prozent auf den Sparanteil der Prämie zugesagt. Das können viele mit ihren Kapitalanlagen kaum erwirtschaften.
Die Private-Equity-Gesellschaften würden weitere Erhöhungen treffen, da damit ihre Kredite teurer würden, sagte David Cooksey, Chairman des europäischen Beteiligungsverbands EVCA. Die Finanzinvestoren könnten nicht mehr so hohe Kaufpreise bieten. Steigt der Zins um mehr als einen Prozentpunkt, dürften zudem einige ihrer Portofoliofirmen in Schwierigkeiten geraten. Denn für sie würde sich dann der Schuldendienst deutlich erhöhen.
Zitat:
„Das ist auch eine Frage des Wettbewerbs“ – Ulrich Ramm, Commerzbank –
Angela Maier, Frankfurt,und Anja Krüger, Köln
Quelle: Financial Times Deutschland
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