Unternehmen sucht seit Jahren strategischen Partner
Der italienische Werftenkonzern Fincantieri steht kurz vor einem Einstieg bei der Bremerhavener Lloyd Werft. Ein Abschluss sei bis Mitte Februar zu erwarten, sagte Werften-Chef Werner Lüken der FTD. Der staatliche Schiffbauer aus Triest will zunächst 21 Prozent kaufen und sich die Option auf eine Mehrheitsübernahme sichern.
Die Lloyd Werft, spezialisiert auf Bau, Reparatur und Umbau von Kreuzfahrtschiffen, ist seit dem Ausstieg des Finanzinvestors Bridgepoint 2002 auf der Suche nach einem neuen strategischen Partner. Seither ist sie im Besitz ihrer Manager, die von Banken unterstützt werden. Als Anfang 2004 das Kreuzfahrtschiff „Pride of America“ am Ausrüstungspier sank, musste die Werft Insolvenz anmelden. Nach der verspäteten Ablieferung des Schiffs im Juni 2005 hob das Gericht das Insolvenzverfahren wieder auf.
Fincantieri plant den Erwerb schon seit mehr als einem Jahr. Der Deal verzögerte sich aber mehrfach. Gleichzeitig wollen die Italiener auch eine Werft auf den Bahamas kaufen – für Lloyd Werft eine alte Bekannte. Grand Bahama Shipyard wurde 1999 von den deutschen Schiffbauern gegründet. Ihr Ausflug nach Übersee dauerte allerdings nur ein Jahr.
Für Fincantieri-Chef Giuseppe Bono wäre die Lloyd Werft eine ideale Ergänzung. Seine Gruppe baut vor allem Marine- und Kreuzfahrtschiffe. Ein Reparaturstandort in Nordeuropa, zum Beispiel für Garantiearbeiten, passt gut dazu. Außerdem hat Lloyd Werft viele Kundenkontakte und einen guten Namen im Neu- und Umbau von hochwertigen Kreuzfahrtschiffen.
Als Voraussetzung für den Einstieg der Italiener muss die landeseigene Bremer Investitionsgesellschaft Kapital zuschießen. Sie übernimmt für 5 Mio. Euro 13 Prozent, die aus einer Kapitalerhöhung stammen. Deutsche Branchenexperten hätten sich einen einheimischen Partner gewünscht, etwa den Fincantieri-Konkurrenten Meyer Werft in Papenburg. Sie argumentieren auch mit dem staatlichen Einfluss bei Fincantieri. Bono will die Privatisierung, ihr Erfolg hänge vor allem von einer erfolgreichen Expansion ab, sagte er kürzlich.
Katrin Berkenkopf und Bülent Erdogan
Quelle: Financial Times Deutschland
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