Sonder-Hauptversammlung zur Fusion mit Tochter RAS · Streit um Aufsichtsratsgröße
Von Herbert Fromme, Düsseldorf Der Allianz-Konzern wird sich wahrscheinlich noch bis Ende März rund 1 Mrd. Euro von Investoren holen, um die Fusion mit der italienischen Tochter RAS zu finanzieren. „Es ist nicht auszuschließen, dass dies noch im ersten Quartal geschieht“, sagte Finanzchef Paul Achleitner gestern auf der außerordentlichen Hauptversammlung in Düsseldorf. Die bereits angekündigte nachrangige Anleihe habe den Vorteil, von Aufsicht und Rating-Agenturen größtenteils dem Eigenkapital zugerechnet zu werden, sagte er.
Die Allianz beantragte auf der Versammlung die Zustimmung ihrer Aktionäre zum Zusammenschluss mit der italienischen Tochtergesellschaft RAS. Die fusionierte Gesellschaft wird die Rechtsform einer europäischen Aktiengesellschaft (Societas Europaea) haben. Nach dem österreichischen Baukonzern Strabag ist die Allianz das zweite Großunternehmen, das sich diese Form gibt. Der Wechsel ist kompliziert, im Vorfeld erhielten die Aktionäre je 4696 Seiten Papier mit 14,6 Kilogramm Gewicht.
Der bürokratische Aufwand lohnt sich nach Ansicht der Allianz-Führung. Denn der Konzern vereinfacht seine Strukturen und bindet Töchter in mehreren europäischen Ländern – die bisher über die RAS kontrolliert werden – direkt an die Holding. „Das ist einer der wichtigsten Schritte, um unser Geschäft in Europa wirklich neu aufzustellen“, sagte Allianz-Chef Michael Diekmann. Steuerliche Vorteile gebe es nicht. Parallel hat er ein weitreichendes Umbauprogramm für die deutschen Allianz-Gesellschaften angestoßen und will auch in Italien umstrukturieren.
Den Abschluss der RAS-Fusion erwartet Diekmann für den Frühherbst. Dann ist die sechsmonatige Frist für die Gespräche mit den Mitarbeitervertretern über die Besetzung des Aufsichtsrats abgelaufen. Arbeitnehmervertreter verlangten gestern erneut, den Aufsichtsrat von heute 20 statt auf 12 nur auf 14 Mitglieder zu verkleinern. Sonst sei kein Vertreter der italienischen Arbeitnehmer in dem Gremium, sagte Rolf Zimmermann, Vorsitzender des jetzigen Europa-Betriebsrats der Allianz. Er forderte außerdem den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.
Vorstand Achleitner wies die Forderung nach einem 14-köpfigen Aufsichtsrat zurück. Das sei schon rechtlich nicht möglich, das Gremium könne entweder 6, 12 oder 18 Mitglieder haben. Die deutschen Arbeitnehmer könnten die geforderte Solidarität mit den italienischen Kollegen selbst üben und einen ihrer vier Sitze abgeben.
Diekmann versprach, „respektvoll und fair“ mit den Mitarbeitern umzugehen. Den geforderten Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2012 könne er nicht aussprechen. Allianz-Mitarbeiter fürchten den Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen. Einzelheiten zu seinen Plänen will der Konzern im Juli nennen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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