Versicherer moniert Interessenkonflikte
Von Herbert Fromme, Southampton/Bermuda Der Vorstandsvorsitzende der Münchener Rückversicherung, Nikolaus von Bomhard, hat die Rolle der Großmakler bei der Gründung neuer Versicherer und Rückversicherer kritisiert. „Ich habe nie verstanden, warum die Makler eigene Versicherungsträger gegründet haben“, sagte von Bomhard bei einer Fachkonferenz in Southampton/Bermuda. „Damit haben sie eine Grenze überschritten, die sie nicht hätten überschreiten sollen.“ Die Münchener Rück habe ihrerseits immer alle Angebote abgelehnt, sich an einem Maklerunternehmen zu beteiligen, sagte der Chef des weltweit zweitgrößten Rückversicherers.
Vor allem die Weltmarktführer unter den Maklern, Marsh und Aon, waren in den letzten zwei Jahrzehnten mehrfach an der Gründung neuer Gesellschaften auf Bermuda beteiligt. Sie reagierten damit auf Ereignisse wie Hurrikan „Andrew“ 1992 oder die Terroranschläge 2001 in den USA, die zu einem plötzlichen Anstieg der Nachfrage nach Rückversicherungskapazität geführt hatten.
Makler als Geburtshelfer
Makler Brian Storms verteidigte die Aktivitäten in diesem Bereich. Man habe Lücken füllen und Kundeninteressen vertreten wollen, sagte er. Das sei legitim. Storms ist Chef von Marsh Inc., dem Kernunternehmen der weltweit führenden US-Maklergruppe Marsh.
Marsh spielte eine große Rolle bei der Gründung großer Bermuda-Gesellschaften wie Ace, XL Capital, Mid Ocean Re und Axis. Aon war bei der Gründung von LaSalle Re und Endurance beteiligt. Der Rückversicherungsmakler Benfield unterstützte Montpelier Re.
Rückversicherer befürchten, dass Makler nicht mehr neutral sind, wenn sie selbst an aktiven Rückversicherern beteiligt sind. An der jüngsten Gründungswelle, die Ende 2005 nach dem Hurrikan „Katrina“ begann, sind Makler allerdings kaum mehr beteiligt. Dafür haben die Untersuchungen des New Yorker Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer gesorgt, der vor allem Marsh wegen Angebotsfälschung und mangelnder Transparenz im Vermittlungsprozess belangte und für die Ablösung der früheren Unternehmensführung sorgte. Nach den Spitzer-Untersuchungen fürchten die Makler den Vorwurf der Interessenvermengung.
Quelle: Financial Times Deutschland
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