Deutsche Gesellschaften wollen 1000 Vollzeitstellen abbauen und 100 Mio. Euro jährlich einsparen · Verwaltung wird zusammengelegt
VON Florian Eder, Mailandund Herbert Fromme, Köln Der italienische Versicherungskonzern Generali baut seine Deutschlandgesellschaften um. Bis 2008 will das Unternehmen – nach eigenen Angaben die Nummer drei unter den deutschen Erstversicherern – rund 1000 Vollzeitstellen abbauen und die Kosten um mehr als 100 Mio. Euro jährlich drücken. Das geht aus dem gestern von der Konzernholding vorgestellten strategischen Plan für die kommenden drei Jahre hervor. Gleichzeitig plant Generali, jährlich um durchschnittlich acht Prozent zu wachsen. Zurzeit hat die deutsche Gruppe 17 000 Angestellte.
Schadenbearbeitung, Kundendienst/Callcenter und allgemeine Verwaltung wird die Generali-Gruppe in Deutschland zusammenlegen, wahrscheinlich in Servicegesellschaften in der Rechtsform von GmbHs. Für die IT hat Deutschlandchef Walter Thießen das bereits eingeführt.
Die Versicherer werden künftig vor allem Vertriebsgesellschaften. Der Konzern ist in Deutschland unter anderem mit den Marken Aachen Münchener, Advocard, Central, Cosmos, Dialog, Generali und Volksfürsorge präsent.
Nach Informationen aus Versicherungskreisen erwägt die Gruppe auch, ihre Deutschlandzentrale von Aachen nach Köln zu verlegen. Ein Unternehmenssprecher konnte gestern nicht erreicht werden. Schon bestätigt hat die Holding AMB Generali aber, in Aachen geplante Neubauten zu stornieren.
Ähnliche Änderungen wie in Deutschland plant die Gruppe auch in anderen Märkten. Um dabei freie Hand zu haben, kauft die Generali Minderheitsaktionäre heraus. Vorstandschef Sergio Balbinot kündigte gestern in Mailand an, den Aktionären der Konzerntöchter in Deutschland, Österreich und der Schweiz entsprechende Angebote zu machen. Für die restlichen Anteile an der AMB Generali ist Generali bereit, 1,5 Mrd. Euro auszugeben.
Generali folgt mit der Zentralisierung und dem Umbau dem Beispiel der Konkurrenten Allianz und Axa. Auch sie hatten die Auslandstöchter enger an die Leine genommen und befinden sich in weit reichenden Umbauprozessen. Damit reagieren die Unternehmen auf die heftige Konkurrenz in der Branche, die sich zum Beispiel im Preiskrieg in der deutschen Autoversicherung zeigt, und das negative Umfeld, vor allem die niedrigen Zinsen und die hohen Kosten für den Einkauf von Rückversicherung.
„Wir wollen Strukturen vereinfachen und die Umbaugeschwindigkeit des Konzerns erhöhen“, sagte Co-Vorstandschef Giovanni Perissinotto bei der Vorstellung des Strategieplans. Das Auslandsgeschäft soll in Zukunft vom Konzernsitz Triest aus gesteuert werden.
Für die 29 Prozent an AMB Generali, die der Mutterkonzern noch nicht besitzt, will Generali 98 Euro pro Aktie zahlen. Der Preis liegt knapp ein Fünftel über dem Schnitt der vergangenen sechs Monate. Insgesamt will der Konzern 2,3 Mrd. Euro für den Kauf der Töchter und weitere 1,8 Mrd. Euro für die Aktienrückkäufe zahlen.
Das Geld soll aus einer 4 Mrd. Euro schweren Hybrid-Anleihe kommen. In Deutschland und der Schweiz werde es freiwillige Übernahmeangebote geben. Die Minderheitsaktionäre, die 6,2 Prozent an der Österreich-Tochter halten, sollen mit einem Squeeze Out zum Verkauf gezwungen werden.
Die Generali-Führung erklärte, bis 2008 aus dem Umbauprozess eine Ergebnisverbesserung von insgesamt 700 Mio. Euro erzielen zu wollen. Die Märkte reagierten begeistert. Der Aktienkurs stieg um über sieben Prozent auf 31,49 Euro.
Perissinotto kündigte gestern eine aktive Expansion an. Man denke an Zukäufe und habe die Mittel, diese auch zu tätigen. Generali wolle sich in der Vermögensverwaltung verstärken und denke auch an Übernahmen in China, Indien und Osteuropa. Russland und Ukraine, die westeuropäische Finanzdienstleister wegen des hohen Risikos oft meiden, schloss Perissinotto ausdrücklich mit ein.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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