Rückzug bei Kfz- und Industrieversicherung wegen niedriger Tarife · Rekordgewinn nach Sonderfaktoren
Von Herbert Fromme, Düsseldorf Der zur Münchener Rück gehörende Ergo-Konzern ist bereit, in den scharf umkämpften Sparten Auto- und Industrieversicherung weiter Volumen aufzugeben, weil die Preise nicht stimmen. „Wir sehen keinerlei Entspannung in der Autoversicherung“, sagte Vorstandschef Lothar Meyer zur Preisentwicklung. „Wir würden auch hinnehmen, da noch mal abzuschmelzen.“
Ende 2005 hatte das Unternehmen 1,60 Millionen Fahrzeuge versichert, 50 000 weniger als ein Jahr zuvor, berichtete Vorstandsmitglied Michael Rosenberg. Vor allem das verlustbringende Geschäft mit Autoflotten habe Ergo aufgegeben, sagte Meyer.
Der Ergo-Konzern verdreifachte 2005 seinen Nettogewinn von 236 Mio. Euro auf 782 Mio. Euro. Dabei half ein Buchgewinn von 301 Mio. Euro aus dem Umtausch von Aktien der HypoVereinsbank in die des neuen Bank-Mehrheitsaktionärs Unicredit. „Einen solchen Zusatzertrag werden wir 2006 wohl nicht erzielen“, sagte Meyer. Er peilt einen Jahresgewinn von 450 Mio. Euro bis 500 Mio. Euro an.
Ergo arbeitet unter den Marken Hamburg-Mannheimer, Victoria, DKV, DAS und KarstadtQuelle Versicherungen und sieht sich als zweitgrößte Versicherungsgruppe in Deutschland. 2005 stiegen die Prämieneinnahmen um 3,4 Prozent auf 16,67 Mrd. Euro, für 2006 erwartet Meyer nur noch ein bis zwei Prozent – unter anderem wegen der bewussten Aufgabe von Marktanteilen in der Autoversicherung.
Das Wachstum des Vorjahres stammte vor allem aus der Lebens- und Krankenversicherung. Die Entwicklung war getrieben von den Auswirkungen des Neugeschäftsbooms 2004 in Leben – der sich im Beitragswachstum 2005 niederschlug – und in Preiserhöhungen sowie mehr Zusatzversicherungen in Kranken.
Ergos Umsatz in der Schaden- und Unfallversicherung ging hingegen leicht um 0,1 Prozent auf 3,44 Mrd. Euro zurück. Hier versichert die Gruppe Autos, Gebäude, Haftpflicht- und Unfallrisiken. Aber der Sektor war hoch profitabel: 2005 erzielten die Ergo-Versicherer in diesem Segment 21 Prozent der Prämieneinnahmen, aber 49 Prozent des Nettogewinns.
Mit einem weiteren Einsparprogramm will der Konzern bis 2008 die Verwaltungskosten um rund 200 Mio. Euro jährlich senken, sagte Finanzchef Rolf Ulrich. Davon solle die Hälfte aus Sacheinsparungen und die andere Hälfte aus Personalkürzungen stammen. Zahlen zum Personalabbau wollten Meyer und Ulrich nicht nennen.
Ergo hat gerade ein schwieriges Umbauprogramm hinter sich, in dem er die Struktur radikal zentralisierte und viele Funktionen, die früher von einzelnen Versicherern wahrgenommen wurden, zusammengelegt wurden. Das 2002 begonnene Programm wurde 2005 abgeschlossen und sorgte für Kostensenkungen von 300 Mio. Euro jährlich.
Im vergangenen Jahr reduzierte der Konzern die Zahl seiner Angestellten um 1700 auf 29 200, davon rund 700 durch Übergang der Anlagegesellschaft Meag an die Mutter Münchener Rück und 1000 durch Personalabbau. Die Zahl der hauptberuflichen Vertreter ging von 22 300 auf 21 300 zurück.
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Ergo-Konzernchef Lothar Meyer, hier auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf, sieht Wachstumschancen vor allem in der Lebens- und Krankenversicherung – Action Press/Georg Hilgemann
Quelle: Financial Times Deutschland
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