Finanzvertrieb will schwaches Jahr 2005 vergessen machen · Vertreter diszipliniert
Von Herbert Fromme, Hannover Der Finanzvertrieb AWD erwartet für 2006 deutliches Umsatzwachstum und einen höheren Gewinn. Unternehmenschef und Großaktionär Carsten Maschmeyer sagte gestern, der Umsatz im ersten Quartal liege um neun Prozent über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, „unserem bis dato historisch besten Quartal“. Auch beim Gewinn werde AWD 2006 besser abschneiden als 2005, sagte Maschmeyer. Schon im ersten Quartal liege der Konzern beim operativen Ergebnis über der Marge von 7,5 Prozent, die AWD für 2005 meldete.
Die Ankündigung überraschte Anleger und Analysten nicht – schließlich war 2005 ein schwaches Jahr, sodass eine Steigerung leicht zu erzielen ist. Die AWD-Aktie fiel um 0,5 ProzentEuro. Die Dividendenkürzung von 1,25 Euroauf 1 Euro half nicht, obwohl das Unternehmen damit mehr ausschüttet als die 0,76 Euro pro Aktie, die es tatsächlich verdiente.
„Die ersten Wochen des Jahres sind gut angelaufen“, sagte Maschmeyer. Er ist fest davon überzeugt, dass die Notwendigkeit der privaten Absicherung für das Alter „große Nachfrage auslösen wird“.
AWD bemüht sich nach Kräften, die Probleme des Jahres 2005 vergessen zu machen. Das Unternehmen verkauft Versicherungen, Fonds und Finanzierungen für andere. Die daraus erzielten Provisionsumsätze gingen um 11,6 Prozent zurück, der Gewinn brach von 51 Mio. Euro auf 29 Mio. ein.
Maschmeyer macht die Unsicherheit in der Bevölkerung wegen der Bundestagswahl dafür verantwortlich. Diese Negativentwicklung traf allerdings die AWD-Konkurrenten nicht in gleicher Weise: Der Heidelberger Vertrieb MLP legte am Dienstag einen Rückgang des operativen Ergebnisses um nur 21 Prozent vor, bei AWD waren es 37 Prozent. Börsenkandidat OVB Holding, der von der Basler-Gruppe kontrolliert wird, meldete gestern sogar einen Anstieg der Provisionserträge um drei Prozent auf 181 Mio. Euro und eine Gewinnsteigerung um 26 Prozent auf 13 Mio. Euro.
Maschmeyer gestand ein, dass nicht nur externe Faktoren AWD das Ergebnis verhagelten. Auch intern musste er einiges bereinigen. „Wir haben die Vertriebsführung deutlich gestrafft“, sagte er. So habe sich der Konzern in Deutschland von 250 „Underperformern“ im Vertrieb getrennt. „Wir haben sie nicht mit den gewohnten Boni ausgestattet“, sagte Maschmeyer. Daraufhin seien sie gegangen.
Die Zahl der Vertreter ging konzernweit um 3,6 Prozent auf 5800 zurück. Trotz der Kündigungen und einer üblichen Fluktuation von rund acht Prozent blieb die Zahl der Vertreter in Deutschland unverändert bei 3945.
Rund ein Drittel des Umsatzes machte AWD 2005 mit fondsgebundenen Policen, stark gewachsen ist der direkte Fondsverkauf – allein von den Fonds mit Vorabprovision, der so genannten Zillmerung, setzte AWD 20 000 Verträge ab.
Quelle: Financial Times Deutschland
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