Hamburg-Mannheimer erwartet hohe Werbewirkung · Ausfall würde Unternehmen viel Geld kosten
Von Herbert Fromme, Hamburg Die Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 hat das Risiko für die Ausfallversicherer der Fußballweltmeisterschaft nicht wesentlich erhöht. Das sagte gestern Jürgen Görling, Geschäftsführer der Hamburg-Mannheimer Sports. Es handele sich um eine Tierseuche, die Übertragung auf den Menschen sei noch keine reale Gefahr. „Eine Pandemie ist natürlich nicht prinzipiell ausgeschlossen, wir halten es aber für extrem unwahrscheinlich, dass dies in den drei Monaten bis zur WM passiert.“ Görlings Unternehmen gehört zur Hamburg-Mannheimer, die ihrerseits eine Tochter der Münchener Rück ist und die WM als führender Versicherer abdeckt.
Hamburg-Mannheimer-Chef Götz Wricke setzt große Hoffnungen auf die Werbewirkung. „Wer die WM versichert, ist auch der richtige Partner für Privatkunden“, sagte Wricke. Das Unternehmen bringt spezielle Unfall-, Renten- und Berufsunfähigkeitspolicen auf den Markt. Der Marketing-Gag: Wenn der Kunde während der WM einen Schaden erleidet, verdoppeln sich die Entschädigungssummen.
Das Angebot dürfte den Versicherer nur wenig kosten. Anders wäre das bei einem Ausfall der WM. Dafür hat das deutsche Organisationskomitee (OK) eine Ausfallversicherung über 158 Mio. Euro für rund 5 Mio. Euro Prämie abgeschlossen.
Die Police sieht mehrere Schadenstufen vor. Muss das OK die Veranstaltung um vier Wochen verschieben – das ginge ohne eine große Beeinträchtigung des Spielbetriebs in den nationalen Ligen -, zahlen die Versicherer noch nichts. Bei einer Verlegung in das Jahr 2007 mit Austragungsort Deutschland werden 65 Mio. Euro fällig. Verlegt die Fifa die WM in ein anderes Land, zahlen die Versicherer voll.
Die Hamburg-Mannheimer führt auch eine Haftpflichtpolice des OKs mit 140 Mio. Euro, eine ähnliche für die Fifa in Höhe von 35 Mio. Euro sowie eine Unfalldeckung für Zuschauer. Bei Tod sind 10 000 Euro fällig, bei Invalidität bis 70 000 Euro. Insgesamt zahlt die Assekuranz für solche Schäden höchstens 10 Mio. Euro.
Keine Auskunft wollte die Hamburg-Mannheimer über die Zusammensetzung der Konsortien und die Rückversicherung geben. Versicherungskreise nennen eine gute Erklärung für die Schweigsamkeit: Größter Rückversicherer der WM ist nämlich nicht die Muttergesellschaft Münchener Rück, sondern deren Erzrivale Swiss Re.
Die Münchener Rück habe das Terrorrisiko gescheut, das mit abgedeckt ist, so die Kreise. Von der Ausfallversicherung hält die Hamburg-Mannheimer selbst 45 Prozent, beteiligt sind die Weltmarktführer Allianz und AIG mit je knapp über 20 Prozent. Auch kleinere Versicherer wie Arag oder Conti halten Anteile, haben sie aber zum großen Teil bei Swiss Re rückgedeckt.
Die Fifa hat sich nicht gegen den Ausfall versichert, sondern schon 2003 mit Hilfe von Credit Suisse First Boston einen Cat-Bond über 261 Mio. $ aufgelegt. Kommt es zum Ausfall, verlieren die Investoren ihr Geld. Als die Fifa vor drei Jahren Versicherungsschutz suchte, wollte kein Versicherer das Terrorrisiko unkündbar bis Ende 2006 einschließen. Außerdem hat der Verband die Kündigung der Ausfalldeckung für die WM 2002 in Südkorea und Japan nicht verwunden. Nach dem 11. September 2001 hatte Axa die Police unter Hinweis auf das erhöhte Risiko fristlos gekündigt.
Bild(er):
Horrorszenario: Kassiert nach den Fußballweltmeistern Brasilien (1994 und 2002) und Frankreich (1998) jetzt das Federvieh den Titel ein? Noch ist dies unwahrscheinlich – Imago (3); Ullstein; Bloomberg News/George Azar
Quelle: Financial Times Deutschland
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